Logistik-Standortstudie : Österreich stürzt ab

Logistik Lager SCM
© Fotolia

„Es ist Feuer am Dach“, kommentiert Wolfram Senger-Weiss, der Präsident des österreichischen Zentralverbandes Spedition & Logistik, das Ergebnis des aktuellen Reports. Der Logistik-Performance-Index (LPI) der Weltbank vergleicht die Logistikperformance von 160 Staaten. Österreich rutscht seit 2007 (Rang 5) kontinuierlich ab und landet heuer nur auf Rang 22.

Die aktuelle Weltbankstudie beweise deutlich die Versäumnisse der Politik als Rahmengeber, meint Senger-Weiss. Vorschläge zur Verbesserung des Logistikstandortes gebe es eine ganze Reihe, doch würden diese zu wenig Gehör finden. Nach langem Zögern gebe es jetzt erste positive Signale von Seiten des Verkehrsministeriums – diese seien aber noch nicht weitreichend genug und müssten vor allem schneller und prioritärer vorangetrieben werden.

Forderung nach Logistik-Beauftragtem

Für Senger-Weiss gilt es vordringlich, neben vielen langfristigen Aktivitäten, zwei Schwerpunkte zu setzen: „Erstens einen Logistikbeauftragten im Verkehrsministerium zu ernennen und diesen mit den notwendigen Kompetenzen auszustatten. Zweitens den soeben vom Verkehrsministerium gestarteten Güterverkehrsplan auf die Bedürfnisse der Logistikbranche abzustimmen und diese dann auch umzusetzen. Versäumt man das, wird man statt Arbeitsplätzen und Wertschöpfung für die heimische Wirtschaft nur noch Transit ernten, der durch die erfolgreicheren Logistiknachbarländer erzeugt werden wird.“

"Genügend längst bekannte Gründe"

In Österreich sei eine Reihe von Gründen für die Verschlechterung des Logistikstandortes verantwortlich, meint der Geschäftsführer des ZV Spedition & Logistik, Oliver Wagner: „Angefangen bei zoll- und steuerrechtlichen Wettbewerbsnachteilen, über die sehr hohe Lkw-Maut, den ausufernden Fahrverboten, bis hin zur wenig attraktiven Gestaltung von Multimodalität, also der Verbindung unterschiedlicher Verkehrsträger beim Transport, gibt es genügend längst bekannte Gründe, warum wir als Standort an Boden verlieren.“

Darüber hinaus fehle auch ein klares Commitment, wie der Logistikstandort Österreich zukünftig positioniert sein soll. „Ein Logistikbeauftragter könnte die Summe der einzelnen Teile dementsprechend bündeln.“

Vorbild Deutschland

Bemerkenswert ist für Wolfram Senger-Weiss auch, dass gerade Deutschland, der wichtigste Handelspartner Österreichs, den Platz 1 des Weltbank Logistik-Performance-Index 2014 belegt. „Die deutsche Bundesregierung hat in ihrem aktuellen Regierungsprogramm der Logistik hohe Aufmerksamkeit gewidmet und die Förderung der Marke „logistics made in germany“ explizit festgeschrieben. In Österreich wurde diese Forderung eines Logistikkapitels im Regierungsprogramm abgelehnt. Wir geben die Hoffnung aber nicht auf, dass die Politik aus negativen Studienergebnissen wie dem der Weltbank doch noch lernt.“

Der Index

Die im Internationalen LPI analysierten Komponenten ergeben sich aus theoretischer und empirischer Forschung und der praktischen Erfahrung der Logistikprofis in internationalen Speditionsunternehmen:

• Effizienz der Zoll-und Grenzschutzeinrichtungen (Customs),

• Qualität der Handels- und Verkehrsinfrastruktur (Infrastructure),

• Simplizität und Preisgestaltung bei der Vermittlung von Sendungen (Ease of arranging shipments),

• Kompetenz und Qualität der Logistikdienstleistungen: Lkw-, Speditions- und Zollabwicklung (Quality of logistics services),

• Möglichkeit zur Nachverfolgung von Sendungen (Tracking and Tracing),

• die Häufigkeit, mit der Sendungen Empfänger innerhalb der geplanten oder voraussichtlichen Lieferzeiten erreichen (Timeliness).

Der LPI verwendet statistische Standard-Methoden, um die Daten in einem einzigen Indikator, der für Ländervergleiche genutzt werden kann, zu aggregieren. Er besteht aus qualitativen und quantitativen Maßnahmen und hilft, Profile von Logistikfreundlichkeit für diese Länder zu erstellen. (APA-OTS/red)