Coronavirus : Österreich im Zeichen der Pandemie: Rückblick auf die ersten 100 Tage

Corona Coronavirus Spital Sicherheitsdienst Security Epidemie Viruserkrankung Wien
© APA/GEORG HOCHMUTH

Am 25. Februar sind in Österreich die ersten Fälle an Covid-19 erkrankten Personen gemeldet worden. Die Folgen waren Ausgangsbeschränkungen, Wirtschaftseinbruch und eine "neue Normalität". Folgend eine Chronologie der ersten 100 Tage.

25. Februar: In Tirol werden die ersten beiden heimischen Fälle bekannt. Es handelt sich um zwei in Österreich arbeitende Italiener. Das Paar kommt in Innsbruck ins Krankenhaus unter Quarantäne.

27. Februar: Drei bestätigte Corona-Fälle in Wien. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rechnet mit steigenden Zahlen und appelliert an die Bevölkerung, bei der Eindämmung des Virus mitzuhelfen. Das Gesundheitsministerium gibt klare Vorgaben für den Umgang mit Verdachtsfällen.

6. März: Die AUA führt wegen des Nachfragerückgangs aufgrund des Coronavirus Kurzarbeit ein. Allgemein werden Direktflüge zwischen stark betroffenen Ländern gestoppt. Mittlerweile haben alle Bundesländer positive Corona-Fälle, insgesamt sind es 63.

9. März: Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Österreich steigt auf 140. Bei 15 Fällen in Tirol gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zu einem 36-jährigen Barkeeper aus Norwegen. Italien wird am selben Tag noch zur "Sperrzone" erklärt, das Außenministerium ruft Österreicher zur Rückkehr auf.

10. März: Nachdem die Zahl der positiven Fälle steigt und im Nachbarland die Todeszahlen unaufhörlich steigen, werden in Österreich drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus präsentiert. Ab sofort gilt ein Einreisestopp für Personen aus Italien, Unis werden geschlossen, Schulen sollen folgen. Größere Veranstaltungen werden bis Anfang April untersagt, sowohl im Freien wie auch drinnen. Die Regierung bittet die Bevölkerung, soziale Kontakte zu minimieren und Hygienevorschriften einzuhalten. Die Menschen fürchten Ausgangssperren wie in Italien, Hamsterkäufe sind die Folge.

11. März: In Österreich wird angekündigt, dass Ober- und Unterstufen von Schulen geschlossen werden, Kindergartenkinder sollen zuhause bleiben. Alle Bundesmuseen schließen ihre Pforten.

12. März: Erstes Todesopfer durch das Coronavirus in Österreich: Ein 69-jähriger Mann - Italienheimkehrer mit Vorerkrankungen - stirbt in einem Krankenhaus in Wien an Multiorganversagen. Gleichzeitig werden für Wiens Gemeindespitäler Eingangskontrollen angekündigt, nicht dringende Operationen werden verschoben. Die Bundesregierung kündigt bundesweit weitgehende Besuchsverbote in Spitälern an.

Die Steiermark verschiebt die für 22. März geplanten Gemeinderatswahlen, von der Wiener Börse wird infolge des Coronavirus ein Rekordverlust gemeldet.

Die erste Berechnung des Verlaufs der Covid-19-Erkrankungen der Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) geht von einer Steigerungsrate der Erkrankten von 23,2 Prozent pro Tag aus. Die Verdopplungszeit dürfte 3,3 Tage betragen. Ein Infizierter steckt im Durchschnitt 1,62 weitere Personen an, heißt es demnach. Der Appell der Regierung: Die Kurve der Ansteckungen müsse so flach wie möglich gehalten werden, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern.

13. März: Vor dem Wochenende verschärft die Bundesregierung die angekündigten Maßnahmen noch einmal massiv. Das Bildungsministerium zieht Schulschließungen vor - alle Schüler müssen schon ab 16. März daheimbleiben. Es kommen Grenzkontrollen zur Schweiz, der Handel wird bis auf lebensnotwendige Branchen gestoppt. Das Paznauntal mit Tourismus-Hotspots wie Ischgl und Galtür sowie St. Anton am Arlberg werden unter Quarantäne gestellt. In Wien beginnt man die Messehalle in ein riesiges Krankenlager umzugestalten. Nachweislich infiziert mit dem Virus sind bisher 504 Personen.

14. März: Die Regierung stellt zur wirtschaftlichen Bewältigung der Coronakrise bis zu vier Milliarden Euro zur Verfügung. Mit dieser Maximalsumme wird ein Covid-19-Krisenbewältigungsfonds dotiert. Teil des Pakets ist auch ein neues Kurzarbeitsmodell. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) verabschiedet sich vom Nulldefizit, der für heuer geplante Budgetüberschuss ist Geschichte. Die Kärntner Gemeinde Heiligenblut wird unter Quarantäne gestellt.

15. März: Im Eiltempoverfahren wird das Gesetzespaket, das die Regierung zur Eindämmung der Coronakrise angekündigt hat, an einem Sonntag beschlossen. Verschärft wird es noch durch sogenannte Ausgangsbeschränkungen. Österreicher dürfen ihr Haus nur mehr verlassen, wenn sie zur Arbeit gehen, Lebensmittel einkaufen, anderen Menschen helfen oder spazieren gehen - alles mit einem Mindestabstand von einem Meter. Die Maßnahme gilt vorerst für eine Woche. Weiters werden Ausmusterungen beim Bundesheer ausgesetzt, aktuelle Zivildiener werden verlängert - um genügend helfende Hände in der Corona-Krise zu haben.

Am Abend kündigt Kurz an, dass der Flugverkehr weitgehend eingestellt wird und dass er mit einem "massiven Defizit" rechnet.

16. März: Die AUA und Laudamotion stellen ihren Flugbetrieb ein, es gibt nur noch Rückholflüge. Von der AGES heißt es nach neuen Berechnungen, die Infiziertenzahl verdopple alle drei Tage.

17. März: Der Flughafen Wien kündigt eine Schließung des Regulärbetriebs an, Ausnahmen gibt es lediglich für Frachtflüge und Rückholaktionen des Außenministeriums. Das Bundesheer mobilisiert im Kampf gegen das Coronavirus mit Mai rund 3.000 Milizsoldaten. Die Matura wird um mindestens zwei Wochen verschoben.

18. März: Nach offiziellen Zahlen gelten mittlerweile fünf Todesfälle nach einer SARS-CoV-2-Infektion als bestätigt. Die Bundesregierung schnürt wegen der durch das Coronavirus ausgelösten Krise ein bis zu 38 Milliarden großes Hilfspaket. Das Gasteinertal mit den Gemeinden Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein sowie das Großarltal mit den Kommunen Großarl und Hüttschlag werden unter Quarantäne gestellt, Tirol stellt alle Gemeinden unter Quarantäne. Das AMS meldet ein Plus an Arbeitslosen von 49.000 Personen im Vergleich zum Wochenende.

19. März: Die Zahl der Infizierten klettert über die 2.000er-Marke, die Infektionskurve zeigt trotz der Maßnahmen noch keine wirkliche Abflachung. Die Regierung appelliert an die Bevölkerung, Distanz zu wahren und zuhause zu bleiben. Die Zahl der Toten steigt auf sieben Personen an. (apa/red)

20. März: Die strengen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Österreich zur Eindämmung des Coronavirus werden gut drei Wochen bis nach Ostern fortgesetzt. "Halten Sie durch", appelliert Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Auch die drastische Maßnahme Tirols, sich selbst zu isolieren, wird bis dahin verlängert.

22. März: Der Verlauf der ersten Woche mit "Ausgangsbeschränkung" führt zunächst zum Ende der rasanten Zuwachsraten: Die Zahl der Neuinfektionen steigt innerhalb eines Tages von 2.814 auf 3.244. Das war mit 430 Neuinfektionen zwar der bisher größte Anstieg in Zahlen, gleichzeitig ist das Plus von 15 Prozent der geringste tägliche prozentuelle Zuwachs.

Das Land Tirol schaltet wegen eines offenbaren Ischgler Corona-Falles die Staatsanwaltschaft ein. Der Grund: Ein deutsches Medium informierte die Gemeinde Ischgl, dass in einem dortigen Betrieb schon Ende Februar ein positiver Fall bekannt gewesen sein soll. Der namentlich nicht genannte Betrieb soll den Fall jedoch nicht der Gesundheitsbehörde gemeldet haben.

25. März: Was für Experten nur eine Frage der Zeit war, tritt ein: Es gibt auch im Strafvollzug erste offiziell bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2. Der erste infizierte Häftling wurde aus der Justizanstalt (JA) Innsbruck gemeldet, der erste infizierte Justizwachebeamte aus der JA Garsten.

26. März: Wirtschaftsforscher des IHS und Wifo prognostizieren, dass die Coronakrise die heimische Wirtschaft abstürzen lässt sowie ein hohes Budgetdefizit und steigende Arbeitslosenzahlen bringen wird. Im günstigsten Fall soll es 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von zwei bzw. 2,5 Prozent geben. Das Land Tirol verlängert die Verordnungen, wonach die Tiroler Skiorte im Paznauntal, St. Anton, St. Christoph und Sölden, komplett isoliert werden, bis 13. April.

28. März - Die Regierung stockt abermals die Mittel für Kurzarbeit von 400 Millionen auf 1 Mrd. Euro auf. Um die Zeit bis zur Auszahlung von Kurzarbeitsgeld zu überbrücken, sollen die Banken rasch Kredite vergeben. Insgesamt werden schließlich bis zu zwölf Milliarden Euro für Kurzarbeit zugesagt.

30. März - Aufgrund weiter steigender Fallzahlen baut die Regierung die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Krise aus. Supermärkte sollen nur noch mit Mund- und Nasen-Schutz betreten werden dürfen, besonders gefährdete Gruppen werden von der Arbeit freigestellt. Es gibt 9.377 bestätigte Infizierte und mehr als 100 Tote.

31. März - Die Zahl der Personen, die sich in Österreich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert haben, steigt erstmals auf über 10.000.

3. April - Die Quarantäne für die Vorarlberger Arlbergregion und Ortsteile von Nenzing (Bez. Bludenz) wird aufgehoben. Ab Samstag, 0.00 Uhr, dürfen alle Einheimischen ihre Orte wieder verlassen. Für die rund 1.000 Saisonarbeiter, die noch in Lech sind, gilt ein strenges Abreisemanagement.

4. April - Die strengen Maßnahmen haben gegriffen: Erstmals gibt es in Österreich weniger Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 als Genesene. Die Infektionen liegen insgesamt bei 11.525.

6. April - Das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) in Supermärkten und Drogeriemärkten wird Pflicht. Es können auch selbstgenähte Masken oder Schals benützt werden.

Die Regierung verkündet, dass Kultur- und Sportevents vor Zuschauern bis Ende Juni nicht stattfinden dürfen.

8. April - Die Matura wird heuer wegen der Corona-Krise verpflichtend nur schriftlich abgehalten. Die mündliche Prüfung entfällt.

9. April - Trotz optimistisch stimmender Zahlen bei Corona-Neuerkrankungen und Genesenen ruft Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor den Osterfeiertagen zu sozialer Distanz auf: "Das Virus ist nach wie vor mitten unter uns", erinnert Kurz. Die befürchteten Engpässe bei Spitalbetten bleiben weiter aus.

10. April - Die Orte im Tiroler Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg bleiben wegen des Coronavirus bis zum 26. April komplett isoliert. Der Grund dafür sind flächendeckende Testungen, wonach bis zu 19 Prozent der in diesen Gemeinden Lebenden mit dem Virus infiziert sind.

12. April - Auch der Tiroler Wintersportort Sölden bleibt für weitere zwei Wochen - bis zum 26. April - unter Quarantäne. Bei rund vier Prozent aller Testungen in Sölden konnten Bestandteile des Coronavirus nachgewiesen werden.

14. April - Erste Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen treten in Kraft - so das Aufsperren kleiner Geschäfte und der Baumärkte sowie die Öffnung der Bundesgärten. In den Geschäften gilt genauso wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln Mund-Nasen-Schutz-Pflicht.

16. April - Der Rückgang der "aktiven" Coronavirus erkrankten Österreicher setzt sich massiv fort. Die Zahl der Infektionen abzüglich Genesener und Toter geht auf 5.063 zurück, das bedeutet ein Minus von 13,4 Prozent.

17. April - Die erste Lockerung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie in Österreich wird nun auch die Spitäler und Arztpraxen einbeziehen. Krankenhäuser sollen schrittweise wieder geöffnet werden. Auch Arztpraxen sollen langsam in einen "Normalbetrieb" übergehen. Großveranstaltungen im Kulturbereich wird es allerdings bis 31. August nicht geben.

22. April - In Österreich ist die prozentuelle tägliche Zunahme der Coronavirus-Neuerkrankungen laut Gesundheitsministerium auf einen bisherigen Tiefstwert von 0,34 Prozent gesunken. Bundeskanzler Kurz würdigt in einer Erklärung die Kraftanstrengung der Bevölkerung. Die Entwicklung der Zahlen sei "in Europa so gut wie einzigartig".

1. Mai - Ein Teil der seit Mitte März geschlossenen Sportstätten für den Breitensport werden wieder geöffnet. Aufsperren dürfen Einrichtungen für Freiluft-Sport ohne Körperkontakt wie Leichtathletik-Anlagen, Tennis- oder Golfplätze, Pferdesport- und Schießanlagen. Auch Treffen von bis zu zehn Personen im öffentlichen Raum sind wieder möglich, der Ein-Meter-Abstand muss aber weiter beachtet werden.

2. Mai - Die bisher noch geschlossenen Geschäfte mit über 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie Friseure und Kosmetiksalons machen ebenfalls auf. Es gelten die gleichen Regeln wie bisher - Maskenpflicht sowie ein Mindestabstand von einem Meter.

4. Mai - Schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosigkeit ist im April aufgrund der Coronakrise weiter angestiegen und hat einen neuen historischen Höchststand erreicht. Über 571.000 Personen hatten Ende April keinen Job, die Arbeitslosenquote stieg auf 12,8 Prozent. Gleichzeitig wurden 104.000 Kurzarbeitsanträge für 1,2 Millionen Menschen gestellt.

15. Mai - Die Gastronomie öffnet unter strengen Hygieneauflagen wieder. Auch die Öffnungszeiten sind mit höchstens 23.00 Uhr noch eingeschränkt. Die Nachtgastronomie - etwa Clubs und Diskotheken - muss vorerst weiter geschlossen bleiben.

Auch Museen dürfen wieder unter Sicherheitsauflagen aufsperren. In Wien ist dies etwa das Schloss Schönbrunn.

Die Krise fordert erste politische Konsequenzen: Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) gibt nach zunehmender Kritik ihren Rücktritt bekannt. Ihr folgt Andrea Mayer, ehemalige Leiterin der Kunst- und Kultursektion und Kabinettsdirektorin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

16. Mai - Die wegen der Corona-Pandemie verhängten Grenzkontrollen zwischen Österreich und Deutschland werden gelockert.

17. Mai - Österreich setzt einen weiteren Schritt bei der Lockerung des Corona-Grenzregimes. Es sind auch die bisher geschlossenen Grenzübergänge zu Tschechien, der Slowakei und Ungarn wieder geöffnet. Ähnlich wie an den Grenzen zu Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz gibt es nur noch stichprobenartige Kontrollen.

18. Mai - Neun Wochen nach Schließung der Schulen kehren die Schüler an Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen in ihre Klassen zurück. Aufgrund der Vorgaben zu Hygiene und Reduzierung der Schülerzahl sieht der Unterricht aber ganz anders aus.

22. Mai - Die Regierung kündigt an, 300 Millionen Euro zusätzlich in den öffentlichen Verkehr zu investieren, vor allem in den Ausbau der Infrastruktur und eine Erweiterung des Angebots. Mit weiteren 250 Millionen sollen Bahnhöfe ausgebaut bzw. modernisiert werden. 150 Millionen Euro des Pakets gehen in den Ausbau der Infrastruktur - besonders in Regionalstrecken.

25. Mai - Mit den Klausuren in den nicht zentral abgeprüften Fächern startet die schriftliche Matura. Dann folgen bis 4. Juni die Zentralmatura-Fächer Deutsch, Englisch, Mathe, Französisch, Latein, Griechisch, Italienisch und Minderheitensprachen.

28. Mai - Die Austrian Airlines vermelden, dass sie wieder abheben wollen. Am 15. Juni sollen erstmals seit drei Monaten wieder Linienflüge stattfinden. Die Verhandlungen über etwaige Rettungspläne für die schwer angeschlagenen Fluglinie laufen indes noch. Die Verhandlungen bei der Ryanair-Tochter Laudamotion über einen neuen Kollektivvertrag platzen einen Tag später wieder.

29. Mai - Der "Shutdown" wird zumindest für kleine Kulturveranstaltungen aufgehoben. Die strikte Ein-Meter-Abstandsregel wird dafür teils gelockert - wobei dann aber von den Zuschauern ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist. Vorerst sind im Indoor-Bereich Veranstaltungen mit bis zu 100 sitzenden Personen im Publikum erlaubt. Das betrifft auch Kinovorführungen.

Auch Hotels, Pensionen, Campingplätze und Schutzhütten können wieder ihre Gäste willkommen heißen. Bis auf Weiteres sind aber auch hier Hygienevorgaben und Abstandsregeln einzuhalten. Ebenfalls öffnen Bäder, Fitnessstudios die Thermen.

Die Bundesregierung kündigt weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen an. Ab 15. Juni fällt die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit großteils. Die Sperrstunde in der Gastronomie wird von 23.00 auf 1.00 Uhr ausgeweitet, das Vier-Personen-Limit pro Tisch fällt.

30. Mai - Österreich liegt mit 497 aktiv Erkrankten erstmals unter 500. Auch die Hospitalisierungen gehen zurück - nur mehr 98 an Corona Erkrankte befinden sich in Spitalsbehandlung, davon nur mehr 23 in intensivmedizinischer Behandlung. (apa/red)

Dank der sinkenden Fallzahlen konnte Österreich den "Shutdown" nach rund sechs Wochen wieder lockern. Mit Anfang Mai fuhr das System langsam in einen Schwebezustand namens "neue Normalität" hoch. Überschattet wurde diese Realität aber durch die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Und dass das Virus noch nicht besiegt war, zeigten schon die allgegenwärtigen Gesichtsmasken.

Selbst wenn das Coronavirus ein innerasiatisches Problem geblieben wäre, hätten die Auswirkungen wohl zu Schockwellen in der Weltwirtschaft geführt - durch das globale Ausmaß wurden sie aber zur Katastrophe. "Es ist eine wirklich globale Krise, weil kein Land verschont bleibt", warnte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath. Der prognostizierte Wirtschaftseinbruch werde "die schlimmste Rezession seit der Großen Depression sein und wesentlich schlimmer als die globale Finanzkrise von 2008 bis 2009".

Wie stark Österreich von der Krise betroffen sein wird, war nach 100 Tagen nur schwer absehbar. Klar ist aber inzwischen, dass der Wirtschaftseinbruch nicht mit einem kurzem Absacken und anschließend rascher Erholung, dem sogenannten "V"-förmigen Einbruch, erledigt ist. Wie tief der Fall heuer ausfallen wird, darüber gingen die Schätzungen noch auseinander. Die EU-Kommission erwartete für Österreich ein Minus von 5,5 Prozent, der IWF sieben Prozent, das Wifo bis zu 7,5 Prozent und die Bank Austria zehn Prozent. Auch die Weltwirtschaft dürfte heuer um drei bis neun Prozent absacken.

In Österreich brach neben der Gastronomie vor allem der Tourismus aufgrund der ausbleibenden Gäste beinahe vollkommen ein. Beim Finanzminister - ein Amt, das traditionell eher nicht mit Spendierhosen einhergeht - saß das Geld daraufhin plötzlich sehr locker. "Entscheidend wird sein, wie viele Leben wir gerettet haben, wie viele Arbeitsplätze wir gesichert haben und wie viele Unternehmen wir vor der Insolvenz bewahrt haben - ...am Ende werden nicht die Budgetzahlen entscheidend sein", meinte Ressortchef Gernot Blümel (ÖVP).

Der beschlossene Budgetentwurf für 2021 dürfte jedenfalls nicht einmal annähernd halten, wie auch die Regierung zugestand. Vorgesehen war ein Defizit von 20,6 Mrd. Euro, das aber bei weitem überschritten werden dürfte.

Um möglichst viele Menschen in Beschäftigung zu halten, wurde ein eigenes Kurzarbeitsmodel geschaffen, für das bisher zwölf Mrd. Euro bereitgestellt wurden, über zehn Mrd. davon sind bereits zugesagt. Dennoch erreichte die Arbeitslosigkeit Ende April mit über 571.000 Personen einen Höchststand, die Arbeitslosenquote stieg auf 12,8 Prozent. Ende Mai waren es immer noch über 500.000 Menschen ohne Job, gut 100.000 mehr als vor der Krise. Dazu kamen knapp 110.000 Kurzarbeitsanträge für 1,3 Millionen Menschen.

Auch die Airlines blieben am Boden. Sowohl die Austrian Airlines (AUA) als auch die Laudamotion stellten den Flugbetrieb völlig ein, was beide Fluglinien in heftigste Turbulenzen brachte. Während sich bei der AUA Ende Mai eine mögliche Staatsbeteiligung abzeichnete, sah es bei der Ryanair-Tochter Lauda triste aus. Die Gewerkschaft vida lehnte einen neuen, wesentlich schlechteren Kollektivvertrag ab, woraufhin der Mutterkonzern Ryanair den Standort Wien schließen wollte. Auch die Laudamotion-Standorte in Deutschland waren stark betroffen, dort konnten zuletzt die Mai-Gehälter vorerst nicht bezahlt werden.

In der Politik führte das Coronavirus bisher nur zu einem Rücktritt. Nachdem der Kulturbetrieb den völligen Stillstand anfangs noch hingenommen hatte, machte sich dann doch Ärger breit. Große Aufmerksamkeit bekam der Unmut durch ein Wut-Video des Kabarettisten Lukas Resetarits. Die anhaltende Kritik führte schließlich am 15. Mai zum Rücktritt der zuständigen Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne). Ihr folgte Andrea Mayer im Amt nach, ehemalige Leiterin der Kunst- und Kultursektion und Kabinettsdirektorin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Was nach 100 Tagen Coronavirus blieb, war - neben den Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs - vor allem die Angst vor einer zweiten Welle, die die Situation wohl noch weiter dramatisch zuspitzen würde. Der stets warnende deutsche Virologe Christian Drosten gab sich dabei vorsichtig optimistisch. Die Wissenschaft habe inzwischen ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens. "Jetzt kennen wir das Virus genauer, wir wissen besser, wie es sich verbreitet." Somit sei es auch besser zu kontrollieren. Völlige Entwarnung gibt es aber erst, wenn ein Impfstoff oder ein Medikament gegen das Virus entwickelt wurde. (apa/red)