Pharma-Riese : Nicht nur AstraZeneca passt ins Beuteschema von Pfizer

Der Pharma-Riese Pfizer bleibt auch nach dem missglückten Übernahmeversuch des Rivalen AstraZeneca in Kauflaune. Insidern zufolge lotet der größte Arzneimittel-Hersteller der USA mit Hilfe einer Investmentbank bereits andere Möglichkeiten aus. Im Visier sei etwa der in Dublin ansässige Generika-Produzent Actavis, der einen Börsenwert von rund 64 Mrd. Dollar (51,5 Mrd. Euro) hat.

Ein weiterer Vorstoß, um bei AstraZeneca doch noch zum Zuge zu kommen, wird dagegen als wenig wahrscheinlich eingeschätzt. Pfizer hatte im Mai den Versuch abgebrochen, den britisch-schwedischen Konkurrenten für 118 Mrd. Dollar (derzeit 94,9 Mrd. Euro) zu schlucken.

Bei einem erneuten Angebot für AstraZeneca gebe es zahlreiche Hürden. Eine solche Transaktion würde mehr Zeit verschlingen und dazu auch noch teurer werden, so ein Banker. "In diesem Kontext wird Actavis immer attraktiver, obwohl es keine so große Geschichte wäre." Ein Deal mit dem Generika-Hersteller böte Pfizer nicht die gleichen Synergien. Auch in der Krebsmedizin seien bei einem Zusammenschluss die Möglichkeiten geringer. Das trifft beispielsweise auf das zukunftsträchtige Feld der Immuntherapie von Krebs zu. AstraZeneca gehört zu den weltweit wenigen Konzernen, die in diesem neuen Gebiet die Nase vorn haben. Actavis hat hier wenig zu bieten.

Wettbewerb durch günstige Nachahmer-Produkte

Pfizer ist zwar groß, aber in der Defensive: Seit einiger Zeit schon haben die Amerikaner in der Arzneiforschung keinen wirklichen Kassenschlager mehr hervorgebracht. Dazu kommt der scharfe Wettbewerb durch günstigere Nachahmer-Produkte, denn bei Pfizer verlieren aktuell eine Reihe von umsatzstarken Präparaten ihren Patentschutz. Im Dezember kann es das Schmerzmittel Celebrex in den USA treffen - auch bei der Potenzpille Viagra laufen jetzt Land für Land die Patente aus. Konzernchef Ian Read hat auch deshalb die Suche nach Zukäufen verstärkt. Mit AstraZeneca hätte er überdies Steuerlasten verringern können. Pfizer plante, im Zuge der Übernahme seinen Steuersitz nach Großbritannien zu verlegen. Dort greift der Fiskus weniger stark zu als in den USA.

"Die Wahrheit ist, dass Pfizer nach dem AstraZeneca-Debakel niemals damit aufgehört hat, Ziele in Europa auszuloten", sagt ein Banker, der den US-Konzern gut kennt. Im Oktober hatte Read Analysten gesagt, Pfizer sei noch immer an der Senkung seiner Steuerlast über Zukäufe interessiert - trotz Schritten der US-Regierung, solche Möglichkeiten zur Steuervermeidung künftig mit schärferen Auflagen zu versehen.

Einige Pharma-Konzerne haben wegen des politischen Gegenwinds bereits Konsequenzen gezogen. So brach die US-amerikanische AbbVie die geplante 55 Mrd. Dollar schwere Übernahme des irischen Unternehmens Shire ab. AbbVie hatte vor, im Zuge der Transaktion den Firmensitz auf die britische Kanalinsel Jersey zu verlegen. (APA/Reuters)