Mobile World Congress : Mobilfunker suchen nach neuen Geschäftsmodellen

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wird sich ab Montag vordergründig alles um die neuesten Smartphones und den Mobilfunkstandard 5G drehen. Doch hinter den Kulissen der größten Mobilfunkmesse der Welt arbeiten einige Manager daran, ihre Konzerne auf ein vollkommen neues Fundament zu stellen.

Das alte Geschäftsmodell, Datenabos zu verkaufen, verliert langsam an Schwung. "Wegen des Preis- und Regulierungsdrucks müssen Telekomfirmen in angrenzenden Geschäftsfeldern nach neuen Umsatzbringern suchen", sagt Branchenexperte Tom Levine von der Anwaltskanzlei Allen & Overy. "Es gibt keine Einigkeit darüber, wie man vorgehen soll."

Telefonika will Nutzern mehr Kontrolle über ihre eigenen Daten bieten

Einige Konzerne preschen vor: Telefonica etwa wird ihre Idee zum Umgang mit den Daten ihrer Nutzer vorstellen. Die Kunden sollen größere Kontrolle über die Verwendung der Informationen bekommen, statt sie wie bisher bei Google, Facebook oder Amazon abzuliefern. Wie die Spanier damit Geld verdienen wollen, wollen sie auf der Messe darlegen.

Am radikalsten beim Geschäftsumbau dürfte nach Einschätzung von Experten Vimpelcom vorgehen. Die Nummer drei auf dem russischen Mobilfunkmarkt unterzog ihre Geschäfte einer Generalinventur und strebt nun wesentlich engere Bande mit Internet-Firmen an, von Streaming-Diensten bis zu Online-Taxidiensten.

Dahinter steckt aber noch mehr: Kaum bemerkt vom Rest der Welt wandelte sich Russland in den vergangenen Jahren zu einer Art Versuchslabor für Telefonunternehmen. Dies machten die Konzerne nicht ganz freiwillig, sinkende Umsätze und die Sanktionen des Westens zwangen sie dazu.

Moskau hält Giganten aus dem Silicon Valley klein

Gleichzeitig hielt der Kreml die ansonsten so erfolgreichen Giganten aus dem Silicon Valley klein. Einheimische Online-Häuser füllten die Lücke. Und die gehören mittlerweile zu Telefonkonzernen. So kontrolliert der Markt-Zweite Megafon den russischen Facebook-Klon VKontakte und übernahm Ende vorigen Jahres die Mehrheit am populären GMail-Rivalen Mail.ru.

Andere Branchengrößen sind bei der Neuausrichtung aus unterschiedlichen Gründen vorsichtiger. Der Grund: Wohl jedes Telekom-Unternehmen versuchte früher oder später, mit eigenen Internet-Anwendungen den Heimatmarkt zu erobern. So gut wie alle erlitten Schiffbruch oder wurden von den großen US-Anbietern verdrängt. Die Deutsche Telekom etwa stellte ihre Download-Dienste Musicload und Gamesload 2014 ein, ein Jahr später zog sie auch beim hauseigenen Paypal-Konkurrenten Click & Buy den Stecker.

Deutsche Telekom will nicht spionieren

Gleichzeitig sind die Bedenken groß, wenn es darum geht, mit den Daten der eigenen Kunden Geld zu verdienen. Insbesondere in Deutschland, wo Datenschutz einen hohen Stellenwert genießt, stoßen solche Ideen schnell auf Widerstand. Stattdessen konzentrieren sich die Bonner darauf, die herstellende Industrie zu vernetzen und Cloud-Rechenzentren aufzubauen. (reuters/apa/red)