A-Tec Industries : Mirkos Resterampe - Der große A-Tec-Abverkauf

Mirko Kovats
© Valerie Rosenburg

Es war wohl die letzte größere Transaktion, die Mirko Kovats in voller Kontrolle über das Vermögen seiner A-Tec Industries getätigt hat. Ende Oktober überführte der Chef des einst stolzen Maschinen- und Motorenbaukonzerns mit einem Jahresumsatz von drei Milliarden Euro seinen Bentley Continental Flying Spur in das Vermögen der A-Tec Industries. Und er dürfte die Limousine, die bis dahin als Leasingwagen galt, intensiv genutzt haben. Denn in der Verkaufsliste der mit der Verwertung der A-Tec-Assets betrauten Risma AG ist das Gefährt mit „geringen Abnützungsspuren an Sitzen und Tapezierung“, aber auch mit einer „Reifenabnutzung rund 40 Prozent und Lackschaden/Steinschlag am linken vorderen Kotflügel“ vermerkt. Industriehistoriker mit Hang zu Skurrilitäten und dem nötigen Kleingeld (Ausrufungspreis 65.000 Euro) können das Gefährt ab sofort käuflich erwerben. Preis treiben. An anderen Orten von Mirkos Resterampe geht der Abverkauf nicht ganz so friktionsfrei voran. Ende Oktober wurde der steirische Elektromotorenhersteller ATB (500 Mitarbeiter im Werk Spielberg, 315 Millionen Euro Umsatz 2010) an die chinesische Industriegruppe Wolong verkauft. Immerhin 62 Millionen Euro bringt der Verkauf – nach Abzug von Reserven für Verbindlichkeiten in Höhe von rund 43 Millionen Euro. Dem zuvor gegangen war jedoch ein in der österreichischen Konkursgeschichte einmaliger Akt: Ein Beschluss des Handelsgerichtes an Mirko Kovats, „jegliche Störung des Verwertungsprozesses zu unterlassen“. Der Hintergrund: Mirko Kovats hält über seine Privatstiftung M.U.S.T gemeinsam mit Intimus Christian Schmidt (über die Loidolt-Stiftung) rund sechs Prozent an einem Tochterunternehmen der ATB, der ATB Nordham. Für diesen Minimalanteil forderten Kovats und Schmidt im Zuge des Verkaufs an Wolong eine Summe von über 6 Millionen Euro. Der faire Wert dafür: Höchstens 1,5 Millionen Euro. Der Versuch, den Preis für den sechsprozentigen Anteil in die Höhe zu treiben – und damit den Verkauf zu torpedieren –, scheiterte mit dem Beschluss des Konkursgerichtes. Technologietransfer. Derweil sind die Mitarbeiter im steirischen Spielfeld höchst verunsichert über die „größte chinesische Investition in Österreich in der Historie“. Denn vor allem die Technologie der Steirer hat für den chinesischen Hersteller Charme: Die Chinesen produzieren Motoren, Transformatoren und Batterien in kleineren Maßstäben, die ATB ist bei Industriemotoren aller Größen stark. Die Befürchtung der Belegschaft des gerade erst sanierten Unternehmens: Wolong könnte die Produktion ins weitaus preiswertere China holen – inklusive der Technologie. Bei Wolong beteuert man das Gegenteil – und lässt den neuen alten Chef der Sparte, Kovats-Intimus Christian Schmidt (der zuletzt den Verkauf torpedieren wollte, siehe oben), auch gleich gute Neuigkeiten verkünden: In Europa soll für Wolong ein Zentrum für Forschung und Entwicklung entstehen. Wo, so räumt man ein, stehe aber noch nicht fest. Kupferpreis. Auch für die anderen drei großen Assets der A-Tec Industries werden derzeit Käufer gesucht. Für die Maschinenbaugruppe um Emco (480 Mitarbeiter, rund 100 Millionen Euro Umsatz), die Gruppe um den Kupferrecycler Montanwerke Brixlegg (rund 1000 Mitarbeiter, eine Milliarde Euro Umsatz 2010) und das Kraftwerk in Voitsberg sollen sich zu Redaktionsschluss – und noch vor Ablauf der Angebotslegungsfrist – bereits mehr als zehn in- und ausländische Investoren interessieren. Vor allem die Perle unter den A-Tec-Assets, die Montanwerke Brixlegg, dürfte dem Masseverwalter, Matthias Schmidt, Kopfzerbrechen bereiten. In einem internen Gutachten, von den Prüfern von Deloitte erstellt, wird ein Firmenwert von 200 Millionen Euro errechnet. Dies jedoch nur, wenn der zuletzt stark gesunkene Kupferpreis – die vollen Läger in Brixlegg wurden nicht gehedgt – wieder anzieht. Insider gehen daher bei einem angepeilten Verkaufszeitraum von sechs Monaten von einem weitaus geringeren Verkaufspreis zwischen 80 und 100 Millionen Euro aus. „Office Discount 1200“. Für die drei großen Brocken im ehemaligen Vermögen der A-Tec Industries wird ein Verkauf in den nächsten drei bis sechs Monaten angepeilt. Für andere Assets – etwa die Privatjets des Millionärs – werden noch längere Fristen angepeilt. Jedenfalls länger als für jene Vermögensteile, die in der Liste von Masseverwalter Matthias Schmidt aufgelistet sind. Etwa der Aktenvernichter „Office Discount 1200“. Er hat Mirko Kovats einige Jahre gute Dienste geleistet. Und ist jetzt zu haben. Um 20 Euro wären auch Sie, geneigte Leser, mit dabei.