Pharma : Milliardendeal: Novartis steigt aus gemeinsamer Firma mit GSK aus

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis steigt aus seinem Gemeinschaftsunternehmen mit dem britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline (GSK) aus. GSK will für 13 Mrd. US-Dollar (10,5 Mrd. Euro) in bar Novartis' 36,5-prozentige Beteiligung an dem Joint Venture für rezeptfreie Medikamente übernehmen, wie die Gesellschaften in Basel und London mitteilten.

Novartis: Der richtige Zeitpunkt, den Anteil zu versilbern

Erst vor wenigen Tagen war GSK aus dem Bieterrennen um eine Tochter des US-Pharmariesen Pfizer ausgestiegen. Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Die Novartis-Aktie gewann im vorbörslichen Handel mehr als zwei Prozent an Wert, die GSK-Papiere ebenfalls.

Die gemeinsame Tochter entwickle sich gut, sagte Novartis-Chef Vas Narasimhan. Doch für Novartis sei jetzt der richtige Zeitpunkt, seinen Anteil an dem erst 2015 gegründeten Unternehmen für einen attraktiven Preis zu veräußern. Den Erlös will er für den Ausbau des Kerngeschäfts und Übernahmen einsetzen. Sofern die GSK-Aktionäre und die Genehmigungen der Behörden vorliegen, soll der Deal bis Mitte 2018 abgeschlossen sein.

Die Transaktion beende die Unsicherheit, sagte GSK-Chefin Emma Walmsley. Über den Ausstieg von Novartis war bereits seit vergangenem Mai spekuliert worden. GSK hatte bereits Interesse an einer Komplettübernahme bekundet. Novartis musste nur eine Verkaufsoption ziehen.

Ein gewichtiger Deal auch für einen Großkonzern wie GSK

Die Briten rechnen damit, dass die Komplettübernahme schon im laufenden Jahr zu ihrem bereinigten Gewinn beiträgt. GSK will sich stärker auf rezeptfreie Medikamente und Mundhygiene-Produkte konzentrieren. Dabei war der Konzern erst vergangene Woche als Kaufinteressent für die entsprechende Sparte des US-Konkurrenten Pfizer abgesprungen. Dort galt GSK als letzter verbliebener Bieter.

Das US-Unternehmen hat in der Sparte unter anderem Schmerzmittel wie Advil, aber auch Verdauungsmittel und Vitaminpräparate im Programm. Am Markt war von einer Bewertung von mindestens 20 Mrd. Dollar die Rede gewesen. Doch offenbar war es schwierig, überhaupt Bieter für eine solche Summe zu finden.

Für GSK ist selbst die Komplettübernahme des Joint Ventures mit Novartis kein Pappenstiel. Um das Vorhaben zu finanzieren, stellt das GSK-Management Teile des Nahrungsmittel-Geschäfts wie dem Malzdrink Horlicks sowie die 72,5-prozentige Beteiligung an der indischen Tochter GlaxoSmithKline Consumer Healthcare auf den Prüfstand. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen etwa Ende des Jahres vorliegen.