Löhne : Metaller-KV: Gewerkschaften stehen vor "Kampfmaßnahmen"

Im Ringen um einen neuen Kollektivvertrag für die Metaller wollen Arbeitnehmervertreter morgen, Donnerstag, bei Betriebsrätekonferenzen "gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen" beschließen. Die Verhandlungen sind derzeit unterbrochen, die Fronten weiter verhärtet. Arbeitgebervertreter appellierten am Mittwoch an die Gewerkschaften, nicht politisch zu agieren.

Branchenverband hält Forderungen für unseriös

Die Arbeitgeber sehen in den Forderungen der Gewerkschaften rund um Kompensationen für die neuen Arbeitszeitregeln - Stichwort: 12-Stundentag - politische Forderungen. "Wir können den Mitarbeitern unserer Branche garantieren, dass es heuer, wie auch in vergangenen Jahren, mit dem KV-Abschluss einen echten Reallohngewinn geben wird, das haben sie sich verdient", so der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, Christian Knill.

"Die Gewerkschaften agieren heuer allerdings leider nur politisch und nicht im Sinne der Beschäftigten. Ihre überzogenen Forderungen sind unseriös und nehmen unsere Branche in Geiselhaft für eine politische Kampagne." Das sei inakzeptabel, man sei aber nach wie vor am Verhandlungstisch und für eine "seriöse Vereinbarung" zu haben, so der Arbeitgebervertreter.

Das fordern die Gewerkschaften

Die Gewerkschafter wollen sich bekanntlich "zurückholen" was den Arbeitnehmern "genommen worden" sei und sehen die Wirtschaft als Besteller der Arbeitszeit-Gesetzesnovelle. Es geht ihnen bei den geforderten Kompensationen unter anderem um Rechtssicherheit für die Beschäftigten wie etwa bei einer 4-Tage-Woche oder bei Ablehnung von Überstunden. Gefordert wird auch eine individuelle Wahlfreiheit bei Überstunden, sich diese in Freizeit oder Geld abgelten zu lassen. Das Erreichen einer 6. Urlaubswoche soll für alle deutlich erleichtert werden und für Arbeitnehmer mit besonders belastenden Tätigkeiten wie Schichtarbeit, Akkord- oder Prämienarbeit soll es eine Verkürzung der Normalarbeitszeit geben. Hinzu kommen deutlich höhere Zuschläge für die 10. (75 Prozent), 11. und 12. Arbeitsstunde (100 Prozent).

IV-Generalsekretär gegen Notenbankgouverneur

Die Forderung zu Löhnen und Gehältern - die Gewerkschaften wollen ein Plus von 5 Prozent - sind für die Arbeitgebervertreter besser nachvollziehbar als die anderen Forderungen, ließ indes IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Rande einer Pressekonferenz auf Nachfrage durchblicken. Er appellierte, die "Parteipolitik draußen zu lassen": "Der Katalog neben den prozentuellen Forderungen atmet aber offenkundig diesen Geist."

Deutliche Kritik kam von Neumayer sowohl an der Bundesregierung als auch an Notenbankgouverneur Ewald Nowotny, weil sie von außen Zurufe an die Verhandler getätigt haben. "Es ist guter Usus der vergangenen Jahrzehnte, Zurufe von außen zu unterlassen." Neumayer wünscht sich ein "vernünftiges und faires Ergebnis".

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Der Fachverband bietet den Arbeitnehmern nach der Benya-Formel einen Ausgleich für die Inflation, die sie mit 2,02 Prozent angeben, plus eine Orientierung am Anstieg der "gesamtwirtschaftliche Produktivität, der derzeit bei 0,7 Prozent liegt". "Die von den Gewerkschaften geforderten 5 Prozent sind meilenweit davon entfernt und haben keinerlei sachliche Begründung", sagt Knill.

Christian Helmenstein: sozialer Frieden wichtig

Der Chefökonom der IV, Christian Helmenstein, verwies auf die Nachfrage, was ein Arbeitskonflikt für den weiteren Konjunkturverlauf bedeuten könnte, allgemein darauf, dass der soziale Frieden für die Investitionstätigkeit von Unternehmen sehr wichtig sei. Es stünden jene Länder besser da, in denen - wenn überhaupt nötig - nur aus kollektivvertragsbezogenen nicht aber auch aus politischen Gründen gestreikt werde. Es gelte, diese Kultur in Österreich unbedingt beizubehalten.

Weiterverhandelt werden soll nach derzeitigem Stand am 8. November. Offiziell ist dieser Termin vorerst aber noch nicht. Der KV gilt jedenfalls weiter und ein Abschluss erfolgt rückwirkend.

Zu den morgigen Betriebsrätekonferenzen - die Gewerkschaften erwarten rund 1.500 Teilnehmer - forderte Knill die Arbeitnehmervertreter auf, "keine Halbwahrheiten" zu verbreiten. Einen Beschluss für Kampfmaßnahmen haben die Teilgewerkschaften heuer schon vorsorglich in der Tasche. Diese können bis hin zum Streik führen. (apa/red)