Automobilindustrie : MAN sieht 2015 pessimistisch

Der Umsatz des deutschen Lastwagen- und Maschinenbauers MAN brach 2014 um fast zehn Prozent ein; das Unternehmen konnte aber trotz Dauerkrise in den beiden Hauptmärkten Europa und Brasilien seinen Gewinn steigern. Das operative Ergebnis stieg vor allem dank rentablerer Geschäfte mit Großmotoren und Maschinen auf 384 Millionen Euro, wie die VW-Tochter am Mittwoch mitteilte. Für das Vorjahr wurde ein Betriebsgewinn von 309 Millionen Euro ausgewiesen.

MAN hatte im vergangenen Jahr seine Rechnungslegung entsprechend der Standards des Wolfsburger Mutterkonzerns geändert.

Unter dem Strich schrieb der Lkw-Bauer, der auch in Steyr vertreten ist, wieder schwarze Zahlen und erzielte einen Gewinn von 267 Millionen Euro. 2013 war wegen hoher Sonderkosten, etwa für ein verpatztes Kraftwerksprojekt, mehr als eine halbe Milliarde Verlust aufgelaufen. Der Umsatz brach 2014 um 9,9 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro ein, weil das Geschäft mit Nutzfahrzeugen in Europa und Südamerika schrumpfte. Die operative Rendite betrug damit 2,7 Prozent - das sind zwar mehr als die 1,9 Prozent aus dem Jahr zuvor, aber weit weniger als die 9,5 Prozent, die die ungeliebte schwedische Konzernschwester Scania ausweist, mit der MAN künftig enger kooperieren soll. "In finanziell angespannten Zeiten gilt es, besonderes Augenmerk auf die Ausgaben zu legen", sagte MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen. Das Segment Nutzfahrzeuge leidet darunter, dass sich der Markt in Europa nur langsam erholt, und die Ukraine-Krise das Russland-Geschäft abwürgt. In Brasilien herrscht Flaute, zudem drücken Rabattschlachten auf die Rendite. Mit - weitaus profitableren - Großmotoren für Schiffe kann MAN dies nicht ausgleichen. Die Sparte Power Engineering sorgte schon 2014 dafür, dass der Konzerngewinn überhaupt stieg.

Für 2015 äußerten sich die Münchner pessimistisch. Sowohl Umsatz als auch operatives Ergebnis und Rendite sollen stagnieren.

Im Werk in Steyr hat MAN überraschend die Kurzarbeit für zuletzt rund 1.500 bis 1.600 der insgesamt 2.400 Mitarbeiter beendet - dies aber nicht wegen besserer Auftragslage, sondern weil Teile der oberösterreichischen MAN-Belegschaft bis zum Sommer zur Konzernmutter in Deutschland entsendet werden. Sie helfen beim Bau des neuen Golf aus. Wie es nach der Rückkehr der MAN-Mitarbeiter weitergeht bzw. ob die Entsendungen in den großen VW-Werksferien ab Anfang August auslaufen, ist noch unklar. Zuletzt hatte der Betriebsratsvorsitzende von MAN in Steyr, Erich Schwarz, Berichte über eine angedachte Kapazitätskürzung wegen der Nachfrageflaute in seinem Konzern gegenüber der APA dementiert.

Sparprogramm

Die operative Rendite des Gesamtkonzerns betrug 2,7 Prozent - das sind zwar mehr als die 1,9 Prozent aus dem Jahr zuvor, aber weit weniger als das eigentlich von MAN ausgegebene Ziel: 8,5 Prozent Marge über einen Geschäftszyklus hinweg, Schwankungsbreite zwei Prozent rauf oder runter.

Um dorthin zu gelangen, hatte MAN bereits ein Sparprogramm im europäischen Nutzfahrzeugsegment aufgesetzt. Dazu zählte Kurzarbeit ebenso wie die Verlagerung der verlustreichen Busproduktion von Sachsen in die Türkei oder der gemeinsame Einkauf mit dem Mutterkonzern VW. Über eine Drosselung der Kapazität in den Werken München, Salzgitter und Steyr wird mit dem Betriebsrat verhandelt. Das Sparprogramm werde jetzt auf den gesamten Konzern ausgeweitet, kündigte Pachta-Reyhofen nun an.

Aufgrund des Umsatzeinbruchs 2014 verdiente auch Georg Pachta-Reyhofen, Vorstandssprecher von MAN, deutlich weniger Geld. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, betrug die Vergütung des Managers 2014 insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro - das ist rund ein Viertel weniger als im Vorjahr. Bereits damals hatte er einen Rückgang hinnehmen müssen. Er ist aber nicht unbedingt der Spitzenverdiener bei der VW-Tochter. Das ist der im Herbst 2012 zu MAN gewechselte frühere Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen, der bei MAN die Beschaffung verantwortet. Er bekam mit rund drei Millionen Euro zwar gut fünf Prozent weniger, verdiente aber mehr als das Doppelte von Pachta-Reyhofen. (apa/Reuters)

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