Chemische Industrie : Lanxess spricht mit Ineos über Kautschuk-Joint-Venture

Der deutsche Chemiekonzern Lanxess verhandelt Insidern zufolge mit der britischen Ineos über ein Gemeinschaftsunternehmen für sein Kautschukgeschäft. Eine Entscheidung könnte schon in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von drei mit der Sache vertrauten Personen.

"Lanxess und Ineos sind in Gesprächen. Eine Kombination macht strategisch gesehen viel Sinn", sagte einer der Insider. Knackpunkt in den Gesprächen seien die genaue Ausgestaltung des Gemeinschaftsunternehmens, die Beteiligungshöhe und die Bewertung der jeweiligen Unternehmen. Eine finale Entscheidung sei noch nicht gefallen. Ein Lanxess-Sprecher wollte sich dazu am Donnerstag nicht äußern, bei Ineos war zunächst niemand erreichbar.

2007 hatte Lanxess bereits seine Kunststoffsparte Lustran Polymers an Ineos verkauft. Die im Privatbesitz befindliche Ineos gehört zu den weltgrößten Kunststoff- und Petrochemieherstellern mit einem Jahresumsatz von etwa 54 Mrd. Dollar (48,48 Mrd. Euro). Das Unternehmen ist einer der größten Rohstofflieferanten von Lanxess.

Das Kölner Unternehmen ist im Geschäft mit synthetischem Kautschuk Weltmarktführer, bekommt aber den Wettbewerbsdruck zu spüren und sucht deshalb schon seit einiger Zeit nach einem Partner für das Geschäft. Insidern zufolge hat der Vorstand auch mit den russischen Petrochemiefirmen NKNK und Sibur gesprochen sowie mit der Saudi Arabian Oil Company (Saudi Aramco). Die Gespräche mit Saudi Aramco seien nicht vorangekommen, da die Saudis gerne das komplette Unternehmen übernommen hätten, sagten die Insider. Sibur und NKNK lehnten eine Stellungnahme ab. Saudi Aramco war nicht unmittelbar erreichbar.

Der Lanxess-Vorstand hat bereits damit begonnen, das Kautschukgeschäft in eine rechtlich eigenständige Geschäftseinheit innerhalb des Konzerns zu überführen. Damit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Sparte in eine Allianz einbringen zu können. Vorstandschef Matthias Zachert hatte zuletzt von "sehr konstruktiven Gesprächen" mit möglichen Partnern gesprochen, darunter sehr große Unternehmen. Konkrete Ergebnisse hatte er für das zweite Halbjahr in Aussicht gestellt.

Im Mai hatte Zachert erklärt, es gebe zwei Möglichkeiten für eine Partnerschaft. Entweder eine Kooperation mit einem Hersteller petrochemischer Rohstoffe oder das Zusammengehen mit einem anderen Kautschukproduzenten. Lanxess wäre interessiert, eine Mehrheit zu behalten, würde aber nicht darauf beharren, hatte er gesagt. Zu der neuen Einheit werden 20 Produktionsbetriebe mit rund 3.700 Mitarbeitern gehören. Sie wird Geschäfte mit einem Jahresumsatz von zuletzt drei Milliarden Euro umfassen. Lanxess setzte im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro um. (reuters/apa)