Arbeitsrecht : Konzern gegen Mitarbeiter: "Arbeitsboykott" im Mühlviertel

In Oberösterreich ist es zu einem Streit zwischen einem großen Industriebetrieb und zwölf seiner Mitarbeiter gekommen.

Ausweitung der Arbeitsstunden Ende 2017

Die Mitarbeiter haben mit einem zeitgleichen Krankenstand dagegen protestiert, dass der Hersteller Ende 2017, also vermutlich mitten in der Weihnachtszeit, eine massive Ausweitung der Arbeitszeiten angeordnet hat. Darauf sind die zwölf Mitarbeiter Ende 2017 zeitgleich in den Krankenstand gegangen.

Der Dienstgeber wertete das als "Arbeitsboykott". Durch die Aktion seien ihm Kosten in der Höhe von 250.000 Euro entstanden, berichtete die Wirtschaftskammer OÖ. Nun seien zehn der beteiligten Mitarbeiter gekündigt worden. Zwei hätten das Dienstverhältnis selbst gelöst.

Name des Unternehmens nicht bestätigt

Den Namen des Unternehmens nannte die Wirtschaftskammer nicht. Es handle sich aber um einen Hightech-Betrieb aus dem Mühlviertel, der mehr als 100 Mitarbeiter beschäftige.

Wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" hier berichten, handelt es sich dem Vernehmen nach um die Elektronikfirma Technosert beziehungsweise die Gruppe Technosert, auch wenn Geschäftsführer Johannes Gschwandtner das nicht bestätigt habe.

Hersteller ordnete Überstunden an

Das betreffende Unternehmen habe jedenfalls wegen der guten Auftragslage für eine gewisse Zeit Überstunden angeordnet. Das habe einigen Beschäftigten wohl nicht gepasst, "weshalb diese kurzerhand beschlossen, gleichzeitig in den Krankenstand zu gehen", heißt es in einer Aussendung.

Die Wirtschaftskammer stellt sich naturgemäß an die Seite des Unternehmens und spricht von einer "besonderen Art des Arbeitsboykotts". Obwohl die Kollegenschaft zusätzliche Mehrstunden geleistet und das Unternehmen kurzfristig neue Mitarbeiter gefunden habe, sei es zu Lieferengpässen gekommen. Der Firma sei ein Gesamtschaden von rund 250.000 Euro entstanden.

WKÖ: "Arbeitsboykott"

Die zwölf Dienstnehmer hätten Krankschreibungen bekommen, erklärte Erhard Prugger, Leiter der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik in der oö. Wirtschaftskammer der APA. Aus der gesamten Situation sei aber klar gewesen, dass es sich um einen "Boykott" gehandelt habe. Denn am Vortag seien alle zwölf noch gesund gewesen und hätten heftig mit der Geschäftsführung diskutiert, schilderte er. Es sei zu der Zeit auch kein Infekt in dem Betrieb umgegangen.

Entsprechend ihrer Aussendung ist man bei der Wirtschaftskammer der Meinung, Mitarbeiter würden Krankenstände immer wieder als Druckmittel einsetzen, um persönliche Ziele durchzusetzen. Dagegen hatte der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer gefordert, dass Kündigungen während des Krankenstands verboten werden.

(red/apa)