Hintergrund : Joe Kaeser: Wir sind auf dem besten Weg in eine gespaltene Gesellschaft

Siemens baut in Berlin einen großen Innovationscampus. Der Technologiekonzern kündigte an, "bis zu 600 Millionen Euro in eine neue Arbeits- und Lebenswelt" zu investieren. Siemens wurde im Jahr 1847 in Berlin gegründet und verlegte seinen Hauptsitz wegen der Teilung Deutschlands 1949 nach München.

Nicht nur Forschung - sondern auch bezahlbare Wohnungen

Als Standort ist der historische Stadtteil Siemensstadt im Berliner Bezirk Spandau vorgesehen. Dieses Gelände im Westen Berlins ist 70 Hektar groß. Die Siemensstadt entstand ab 1900 der Stadtteil Siemensstadt, als das expandierende Unternehmen Platz für seine Fabriken brauchte und Werkswohnungen für die Mitarbeiter baute. Die Fabriken von Siemens, die zum Teil denkmalgeschützt sind, bleiben erhalten.

Auf dem Gelände soll universitäre Forschung betrieben werden und Start-ups Platz finden. Im Mittelpunkt stehen alle Technologien im Bereich der Digitalisierung.

Joe Kaeser: Kein Land vom Strukturwandel so stark betroffen wie Deutschland

Siemens gibt aber auch an, auf dem Areal bezahlbare Wohnungen bauen zu wollen. Dazu sagte Konzernchef Joe Kaeser bei der Vorstellung der Pläne, auf dem Campus solle ausprobiert werden, wie in Zeiten des schnellen digitalen Wandels Forschung, Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen sind. Es gelte, den Strukturwandel in Deutschland zu gestalten. "Es gibt auch kein Land in der Welt, das so stark von der vierten industriellen Revolution betroffen sein wird. Diese Betroffenheit wollen wir als Chance begreifen und nicht als Bedrohung."

Auf dem besten Weg in eine gespaltene Gesellschaft

Der Siemens-Chef zeigte sich auch besorgt über die rasant zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Als Beispiel nannte er München, wo es für Menschen, "die einen ganz normalen Job haben", schwer sei, eine vernünftige Wohnung zu finden. Das dürfe nicht der neue sozioökonomische Standard werden, "aber wir sind auf dem besten Weg dahin", fügte Kaeser hinzu.

Derzeit arbeitet Siemens am Abbau tausender Arbeitsplätze in seiner Kraftwerksparte. Das Geschäft mit dem Bau konventioneller Kraftwerke ist wegen des Umstiegs auf Erneuerbare nicht mehr wirtschaftlich genug.

(red mit reuters/dpa/apa)

Dazu:

Siemens: In der Kraftwerksparte fallen 2.900 Arbeitsplätze weg >>

Siemens: Urlaub statt Urlaubsgeld in der Kraftwerkssparte >>

Siemens: "Wir sind Nummer 1 bei der Verbindung realer und digitaler Welt" >>