Konjunktur : Industriellenvereinigung: Zenit der Hochkonjunktur bereits überschritten

Österreich befindet sich nicht nur wettermäßig im Hochsommer, sondern auch konjunkturell. Aber zum Sommer gehören Gewitter - und Gewitterwolken ziehen derzeit auch am Konjunkturhimmel auf. So erklären der Vizegeneralsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Peter Koren, sowie Chefökonom Christian Helmenstein die aktuelle Wirtschaftslage anhand des neuesten IV-Konjunkturbarometers.

Der Zenit ist schon vorbei

"Derzeit befinden wir uns noch in einer Hochphase. Aber in den kommenden Quartalen wird eine Verringerung des Expansionstempos erwartet", sagte Koren am Dienstag in Wien vor Journalisten. "Mit einer saisonal bereinigten Wachstumsrate von real exakt 10 Prozent im ersten Quartal des heurigen Jahres gegenüber demselben Vorjahresquartal war die Warenproduktion die treibende Kraft des wirtschaftlichen Erfolges in Österreich, jedoch hat sie ihren konjunkturellen Zenit im Jahresauftaktquartal erreicht und inzwischen durchschritten", erklärte Helmenstein.

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Die Erwartungen an die kommenden sechs Monate sind im Vergleich zu den vergangenen Erwartungen recht deutlich zurückgegangen - von mehr als 20 auf 10 Punkte im IV-Konjunkturbarometer. Der Konjunktursommer in Österreich endet also allmählich. "Das heißt aber nicht, wir erwarten derzeit den Winter", so Helmenstein. Das Wachstumstempo werde sich viel mehr normalisieren, so der Experte.

Kein Einbruch, sondern eine Normalisierung

Die IV rechnet mit einem realen BIP-Wachstum von 1,75 bis 2 Prozent im kommenden Jahr - also im Bereich des Potenzialwachstums von 1,8 Prozent. Unter anderem wirke sich die enge Verflechtung mit Deutschland aus, wo eine Arbeitskräfteknappheit das Wachstum bremst. Hierzulande bleibe die Einstellungsneigung gut, werde sich aber auch etwas abschwächen.

"Die Abschwächung des Wachstums von heuer auf das kommende Jahr ist durchaus beachtlich", sagte der IV-Chefökonom. Fiskalisch (also fürs Staatsbudget) bleibe die Einnahmendynamik kommendes Jahr noch "gut". 2020 sei aber auch hierbei mit einer Abschwächung zu rechnen, also brauche es Ausgabenreformen.

Die Gewitterwolken kommen konjunkturell, wie beim Wetter auch üblich, von weit her, sagte Koren. Es gehe um die Handelskonflikte, die Modalitäten und teils unstrukturierte Vorgänge rund um den Brexit und auch Rohstoffpreise bzw. die Ölversorgung (Stichwort Iran). "Aber auch national ist einiges zu bewerkstelligen, vor allem im Bildungssystem müssen Hausaufgaben gemacht werden", so der Interessensvertrerter der Industrie. (apa/red)