Autozulieferer : IG Metall wünscht sich eine deutsche B&C für die Zulieferindustrie

Die deutsche Metallergewerkschaft IG Metall hat ihr Rettungskonzept für die Autozulieferer verfeinert. Für die Gewerkschaft stehe der Erhalt der Industriestrukturen im Mittelpunkt, erklärte der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann in Frankfurt nach einer Online-Konferenz mit Betriebsräten aus den betroffenen Unternehmen.

Vor allem kleine und mittlere Autozulieferer sind nach Einschätzung der IG Metall in ihrer Existenz bedroht, weil sie die Mehrfachbelastung aus Coronakrise, Digitalisierung und Umstellung auf elektrische Antriebe nicht bewältigen könnten. In den deutschlandweit rund 1.800 Betrieben der Branche arbeiten rund 310.000 Menschen.

Neue Investmentgesellschaft geplant

Die IG Metall will Geldquellen verschiedener Art erschließen, um den Umbau abzufedern, Beschäftigung zu sichern und die Mitarbeiter für neue Aufgaben zu qualifizieren. Neben einem Transformationsfonds zur Stützung des jeweiligen Eigenkapitals hat sie eine neue Investmentgesellschaft auf den Weg gebracht, die vom früheren Arbeitsagentur-Chef Frank-Jürgen Weise als Geschäftsführer geleitet wird.

In Österreich gibt es die Öbag und die B&C

Für die deutschen Gewerkschafter könnten zwei Beteiligungskonstrukte aus Österreich durchaus von Interesse sein - die es in Deutschland in dieser Form nicht gibt. Zum einen ist es die Öbag, die Beteiligungsgesellschaft des Bundes. Sie hält im Namen der Republik Anteile an Industrieriesen wie der OMV, dem Verbund oder der Telekom Austria. Zum anderen ist hierzulande auch die B&C Industrieholding ein bedeutender Akteur der heimischen Wirtschaft mit Beteiligungen an Amag, Lenzing und Semperit.

IG Metall: Unternehmen mehrheitlich oder ganz übernehmen

Nach Vorstellung der IG Metall soll die "Best Owner Group (BOG)" Unternehmen mehrheitlich oder ganz übernehmen, die in der auslaufenden Teileproduktion für Verbrennungsmotoren aktiv sind und deshalb am Kapitalmarkt kaum noch an frisches Geld kommen. Kapital will die Gesellschaft bei Pensionskassen, Versicherungen, wohlhabenden Familien und Unternehmen einsammeln. Hofmann sieht dabei auch besonders die Auto-Hersteller in der Pflicht, die zudem langfristige Abnahmeverträge für die Produkte garantieren sollten.

Der Fonds hat nach früheren Angaben Weises ein Zielvolumen von 500 Mio. Euro. Man wolle fünf bis acht Unternehmen und Unternehmenssparten mit einem Umsatzvolumen von bis zu 6 Mrd. Euro erwerben, hatte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt. Es handle sich um klassische Mittelständler mit etwa 1.000 oder 2.000 Beschäftigten. (dpa/apa/red)