Holz : Holzindustrie: Rekordjahr

Die heimische Holzindustrie hat 2011 erstmals wieder das Vorkrisenniveau erreicht und mit einem Produktionsvolumen von 7,64 Milliarden Euro den Rekord von 2007 übertroffen. Das Wachstum bremste sich allerdings leicht ein auf 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2011 waren 28.606 Personen, davon 824 Lehrlinge, in der Holzindustrie beschäftigt - mehr als vor Ausbruch der Wirtschaftskrise. Das bilanzierte der Fachverband der Holzindustrie Österreichs am Mittwoch in Wien. Mit 2,54 Milliarden Euro verdient die Holzindustrie das meiste Geld am Bau - um 10,3 Prozent mehr als im Jahr 2010, trotz stagnierender Bauindustrie. Fachverbands-Obmann Erich Wiesner erklärte das mit einem generellen Trend zum Holzbau. "Holz gewinnt Marktanteile gegenüber Stahl, Ziegel, Beton oder anderen Baustoffen." Bei Einfamilienhäusern seien es 35 Prozent, bei gewerblichen und öffentlichen Gebäuden aber deutlich unter 10 Prozent. Neben der Bauindustrie setzten die holzverarbeitenden Betriebe 2,27 Milliarden Euro in der Möbelindustrie (+2,3 Prozent) und 2,1 Milliarden Euro in der Sägeindustrie (+9 Prozent) um. Laut Wiesner investierten die Verbraucher verstärkt in Möbel für den eigenen Wohnraum. Hier gehts weiter

Mit 9,6 Millionen Kubikmeter konnten die heimischen Sägewerke die Produktion 2011 stabil halten. Der Vorsitzende der Sägeindustrie, Christoph Kulterer, erwartet 2012 einen deutlichen Rückgang. Hauptgrund sei eine geringe Rundholzmenge aus der Forstwirtschaft. Erschwerend komme ein Importrückgang bei Sägenadelrundholz hinzu. Außerdem ist laut Kulterer der Holzpreis in Mitteleuropa derzeit um 10 Prozent zu hoch. Österreich sei da am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig. Schuld daran seien Überkapazitäten, so Kulterer. Er prognostiziert einen Strukturwandel in den nächsten Jahren. 2011 betrug die Exportquote 69 Prozent. Holz in Wert von 5,28 Milliarden Euro wurde, hauptsächlich in das benachbarte EU-Ausland, exportiert - um 5,6 Prozent mehr als 2010. Überproportional trugen Nadelschnittholz, Leimholz, Holzplatten und Ski bei. Österreich hat 2011 um 1,56 Milliarden Euro mehr exportiert als importiert. Das ist ein leichtes Minus von 3,9 Prozent. Im wichtigsten Exportland Italien rechnet Wieser für heuer aber mit einem Dämpfer. Durch die Sparmaßnahmen der italienischen Regierung geht er von einem zweistelligen Rückgang der Bauwirtschaft aus. Zudem sei die Liquidität der italienischen Bauunternehmen schlecht. "Das Ausfallrisiko ist momentan sehr hoch", so Wiesner. Ein Haus in 40 Sekunden Wiesner strich in der Pressekonferenz auch die Vorteile von Holz hervor: Im Gegensatz zu anderen Baumaterialen sei Holz ressourcenschonend. "In 40 Sekunden wächst ein Einfamilienhaus nach", so Wiesner. Für ihn ist der Holzbau der Motor der gesamten Industrie. Gleichzeitig übte er Kritik an der öffentlichen Hand, noch zu wenig auf Holz als Baustoff zu setzen. Vom "bahnorama", der Aussichtsplattform beim Rohbau des Wiener Zentralbahnhofs, wo die Pressekonferenz stattfand, zeigte er auf das neue Dach des ÖBB-Bahnhofs. Man habe das Dach auch in Holz angeboten. Trotzdem glänzt jetzt eine Stahlkonstruktion in der Mittagssonne. Laut Wiesner ist die Entscheidung nicht am Preis gelegen. Halb Österreich ist mit Wald bedeckt, neben Wasser ist Holz damit einer der wenigen Rohstoffe, die es hierzulande gibt. Die Holzwirtschaft macht nahezu 10 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts aus. Wiesner sieht Österreich mit seinem Holzreichtum als Nummer 1 in Europa, man könnte auch weltweit die Vorreiterrolle spielen. Der Fachverband umfasst 1.489 Betriebe, darunter rund 1.200 Sägewerke. (APA)