Elektromobilität : Hedgefonds-Manager: "Tesla ist ein schreckliches Unternehmen"

Mark B. Spiegel bezeichnet Elon Musk, Gründer des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla, Liebling der Medien und der Anleger, ganz offen als "Lügner". Und das Unternehmen Tesla, für begeisterte Anhänger rund um den Globus der kommende Heilsbringer für die Elektromobilität, nennt Spiegel gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" einfach "schrecklich".

Das "Kakerlaken-Problem"

Tesla habe ein Kakerlaken-Problem, so Spiegel im Gespräch mit der Zeitung. Das heißt: Wo eine Kakerlake ist, da gibt es noch mehr davon. Und wenn in einer Firma ein schweres Problem bekannt wird, kann man sicher sein, dass weitere große Schwierigkeiten folgen werden. Für Spiegel eine Metapher für die gravierenden Probleme, die bei Tesla trotz der medialen Begeisterung immer wieder ans Licht kommen.

Da wären zuletzt mehrere Unfälle mit dem Autopiloten, einer davon tödlich. Oder die leidige Frage nach der Profitabilität. Zuletzt hat Tesla just diese Woche wieder vor einem Kostenanstieg gewarnt. Dazu veröffentlichte der Hersteller erst vor wenigen Tagen einen Quartalsverlust, der um etwa 60 Prozent auf rund 293 Millionen Dollar gestiegen war. Übrigens war es der 13. Quartalsverlust in Folge.

Oder die jüngste Übernahme von SolarCity: Ein Schachzug, in dem der New Yorker Finanzmarktexperte jede Menge Vorteile für Konzernchef Musk persönlich, aber keinerlei Vorteile für das Unternehmen Tesla erkennen kann.

Spiegel, Manager eines jener berüchtigten Fonds, die hierzulande als "Heuschrecken" bezeichnet werden, wettet deshalb gegen Tesla, so der Bericht weiter. Der kalifornische Konzern sei "ein schreckliches Unternehmen" - und Elon Musk weder Visionär noch Träumer, sondern ganz einfach ein Lügner.

Elektroauto mit 106 Kilometern pro Stunde - im Jahr 1899

Dabei wird Elon Musk stets als "Pionier" der Elektromobilität bezeichnet. Dass das nicht stimmt, ist tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn Elektroautos gibt es in Wirklichkeit schon seit über hundert Jahren. So erreichte seinerzeit der Belgier Camille Jenatzy, wegen seiner Haarfarbe „Roter Teufel“ genannt, bei einem Rennen in der Nähe von Paris sagenhafte 105,89 Kilometer pro Stunde. Wohlgemerkt: Das war im Jahr 1899.

In Wien begann zwei Jahre später der Ingenieur Jakob Lohner mit der Produktion von benzin-elektrischen Fahrzeugen, konstruiert von einem gewissen Ferdinand Porsche. Und in Berlin oder New York waren Elektroautos bis in die 1920er Jahre weitaus beliebter als ihre qualmende und röhrende Konkurrenz. Doch ihr Durchbruch steht bis heute aus. Und in Tesla sehen viele genau den "Game changer", auf den die Elektromobilität so lange gewartet hat.

Elon Musk werde das Feld früher oder später den klassischen Autobauern überlassen, so Spiegel

Mark B. Spiegel dagegen ist sicher, dass Tesla früher oder später pleite geht - und das Feld jenen überlässt, die wirklich etwas vom Autobau verstehen. Er suche als Investor nach Firmen, die Erfolg versprechen, so Spiegel gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".

Und die jüngst erfolgte milliardenschwere Übernahme von SolarCity diene nach Meinung des Fondsmanagers nur Musks Eigeninteressen. Musk halte Anteile an SolarCity im Wert von 500 Millionen Dollar und habe die Übernahme durchgezogen, um diese Papiere zu schützen - und nicht, wie behauptet, um bessere Konditionen für Tesla zu erreichen.

Die Wette kann scheitern

Heute allerdings sind im Verlauf der weltweiten Begeisterungswelle rund um Tesla die Skeptiker der Strategie von Elon Musk eindeutig in der Minderheit. Dass der Aufstieg von Tesla auch die etablierten Autokonzerne enorm unter Druck setzt, lässt sich deutlich beobachten - und die Milliardeninvestitionen, die Autobauer von in Elektromobilität stecken, eine der vielen Folgen davon. Es ist also gut möglich, dass die Wette von Mark B. Spiegel nicht aufgeht. Was in der der Branche der "Heuschrecken" nicht das erste Mal wäre. (pm)

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