Logistik : Griechenland zum Verkauf seines größten Hafens gezwungen

Griechenland verkauft seinen größten Hafen und treibt so die von seinen Gläubigern geforderten Privatisierungen voran. Die chinesische Großreederei Cosco ist neuer Mehrheitsbesitzer des Hafens Piräus. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras, Cosco-Chairman Xu Lirong und der Chef der Privatisierungsbehörde haben den Deal nun besiegelt.

Eine neue gigantische Plattform Chinas

Der Deal hat einen bitteren Beigeschmack - nicht nur aus griechischer, sondern aus gesamteuropäischer Sicht. Piräus war bereits in der Antike ein bedeutender Hafen, befestigt und ausgebaut durch den Athener Feldherrn Themistokles ab 493 vor Christus. Heute ist es nach Warenumschlag der drittgrößte Hafen des Mittelmeeres und einer der zehn größten Europas. Und ab sofort eine riesige Plattform Chinas.

Cosco bekommt 67 Prozent zugesagt

Die Chinesen erwerben um 280,5 Mio. Euro 51 Prozent an dem Hafen. Weitere 16 Prozent wandern nach fünf Jahren für 88 Mio. Euro in die Hände des Konzerns, wenn dieser die vereinbarten Investitionen erbracht hat.

Fortschritte bei den Privatisierungen sind eine wichtige Bedingung für das dritte Griechenland-Hilfspaket über 86 Milliarden Euro, das die Regierung in Athen mit den internationalen Geldgebern ausgehandelt hat. Bisher haben die Privatisierungen nur Einnahmen von 3,5 Mrd. Euro gebracht. Im Dezember hatte der Flughafenbetreiber Fraport Verträge zum Betrieb von 14 Regionalflughäfen in Griechenland über rund 1,2 Mrd. Euro unterzeichnet.

Alexis Tsipras konnte den Verkauf nicht abwenden

Nach seinem Wahlsieg im Jänner 2015 hatte Tsipras den Verkauf des Hafens von Piräus auf Eis gelegt. Im Zuge des dritten Hilfspakets für Griechenland gingen die Verhandlungen dann weiter. Diese Woche protestierten streikende Hafenarbeiter im Zentrum Athens gegen den Verkauf, da sie um ihren Job fürchten.

Die Bewertung der Reformen Griechenlands durch seine internationalen Geldgeber geht auf die Zielgerade. Vom Stand der Umsetzung der geforderten Maßnahmen hängt ab, ob Griechenland bald weitere fünf Milliarden Euro aus dem Hilfsprogramm erhält.

Vertreter der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds (IWF) verließen am Freitag vorübergehend Athen, um an Beratungen in Brüssel teilzunehmen, wie eine EU-Sprecherin bestätigte. "Wir machen Fortschritte." Ein anderer EU-Vertreter sagte, man peile eine Einigung für Sonntag an.

Griechenlands Industrieproduktion sinkt - trotz allen Maßnahmen der "Troika"

Derweil sorgt die griechische Wirtschaft mit Zahlen zur Produktion für trübe Konjunktur-Nachrichten: Die Betriebe des produzierenden Gewerbes stellten nach Angaben des Statistikamts im Februar 3,0 Prozent weniger her als im Vorjahresmonat. Dies war der stärkste Rückgang seit Juni 2015. (reuters/apa/red)