Strategie : Google schafft mit Alphabet eine neue Strategie

Alphabet werde nun der Google-Forschungsbereich X Lab, die Investment-Abteilung Google Ventures, der Gesundheits- und Wissenschaftsbereich sowie die Suchmaschine Google unterstellt. Den Chefposten der Dachgesellschaft übernimmt Larry Page selbst, Mitbegründer Sergey Brin wird als Präsident der neuen Dachgesellschaft fungieren. Chef der Suchmaschine Google wird der derzeitige Vize-Präsident Sundar Pichai.

"Unser Unternehmen läuft heute gut, aber wir denken, dass wir es klarer und verantwortlicher machen können", begründete Page die Umstrukturierung. Unter dem Dach von Alphabet könnten nun Geschäftsbereiche von Google, "die nicht wirklich zusammenhängen", besser unabhängig voneinander geführt werden. "Bei Alphabet geht es um Geschäfte, die durch starke Führer und Unabhängigkeit florieren", hieß es weiter.

Wildwuchs an Tochterunternehmen

Google ist in der Vergangenheit um eine Reihe von Tochterunternehmen gewachsen, ein Beispiel hierfür ist das Medizinunternehmen Calico. Der Konzern verfolgt mittlerweile so unterschiedliche Projekte wie etwa selbstfahrende Autos, vernetzte Thermostate und Rauchmelder, Drohnen und Ballons für Internet-Zugänge. Zugleich betreibt Google das Videoportal Youtube und ist Anbieter des Smartphone-Betriebssystems Android - Google bleibt dabei allerdings als Kerngeschäft im Fokus.

Alle unterschiedlichen Unternehmensbereiche sollen nun eigene starke Chefs bekommen, denen Page und Brin nach Bedarf zur Seite stehen wollen. Die Suchmaschine Google wird eine hundertprozentige Tochter von Alphabet, zu der unter anderem Android, Youtube, die Kartendienste und Google-Apps gehören werden.

Googles Zeit war gekommen

Mit der Umstrukturierung reagiert der Konzern offenbar auf Befürchtungen, der Internetriese Google könne seinen Zenit überschritten haben. Nach einem Allzeithoch Anfang 2014 verlor die Google-Aktie deutlich an Wert. Das änderte sich durch die Ankündigung radikal - die Aktie legte nach Börsenschluss im elektronischen Handel um mehr als fünf Prozent zu.

Ein großer Vorteil der Umstrukturierung ist es, die einzelnen Bereiche nun gesondert auszuweisen und so auch zu sehen, welche erfolgreich, und welche weniger erfolgreich agieren. Denn man wusste zwar, dass die Online-Werbung vor allem im Umfeld der Suchanfragen all die Projekte finanziert - wie viel Geld die einzelnen Unternehmungen aber verschlangen, blieb geheim. "Es wurde immer schwieriger, die Kosten einiger Projekte unter Verschluss zu halten", sagte ein früherer Manager dem "Wall Street Journal".

Verschleierung wird weiterhin betrieben

Diese Offenheit hat aber auch Grenzen: Denn zum einen sollen die Finanzen der Alphabet-Töchter außer Google weiter in einem großen Klumpen präsentiert werden. Auffällig ist auch, dass Youtube mit mehr als einer Milliarde Nutzer kein eigenständiger Teil von Alphabet wird. "Ohne Zweifel, damit es nicht seine Umsätze enthüllen muss, die lange hinter den Analysten-Erwartungen zurückblieben", zeigte sich der gut vernetzte Branchendienst "The Information" überzeugt.

Verspieltheit

Larry Page und Sergey Brin zeigten mit dieser Überraschungsaktion auch, dass sie kein Unternehmen wie jedes andere führen wollen. Allein schon der verspielte Name Alphabet ist eine Herausforderung an die Konventionen. Page konnte sich zudem das Wortspiel "Alpha-bet" ("Alpha-Wette") nicht verkneifen. Die Webadresse der Holding lautet http://abc.xyz - und im Blogeintrag versteckt sich (hinter dem Satz mit den Drohnen) der Link zur Website einer Firma mit dem Namen "Hooli". So heißt ein fiktives Startup aus der Fernsehserie "Silicon Valley". (apa/dpa/afp)

A wie Android: Das Betriebssystem für mobile Geräte dominiert den Smartphone-Markt. Im vergangenen Jahr lag der Marktanteil bei 81,5 Prozent. Eine Google-Eigenentwicklung ist Android übrigens nicht: Als Basis kaufte der Konzern ein Startup vor zehn Jahren.

B wie Books: Millionen von Büchern hat Google digitalisiert und ins Netz gestellt - von wissenschaftlichen Aufsätzen bis hin zu Romanen. Ein großer Teil davon ist allerdings nach langem Streit mit Autoren und Verlagen weiterhin nur als Vorschau einsehbar.

C wie Calico: Die Gesundheitsfirma soll vor allem das Altern erforschen - um es eventuell bremsen zu können.

D wie Deep Mind: Das zugekaufte Team in London arbeitet daran, Maschinen das Lernen beizubringen. Künstliche Intelligenz ist zum Beispiel für selbstfahrende Autos oder medizinische Diagnosegeräte wichtig.

E wie Earth: Das Programm funktioniert wie ein dreidimensionaler Atlas. Mit einem Dreh am Mausrad zoomt der Betrachter in Sekunden von seiner Haustür bis ins All. Selbst die Fußspuren auf dem Mond lassen sich erkunden.

F wie Fiber: In den USA bietet der Konzern unter diesem Namen in rund einem halben Dutzend Städten ultra-schnelle Internet-Zugänge über Glasfaser-Anschlüsse an.

G wie Google: Unter dem angestammten Namen des Konzerns werden die Internet-Suchmaschine, das Werbe-Geschäft sowie YouTube und Android gebündelt. Das neue, abgespeckte Google wird eine Tochterfirma von Alphabet.

H wie Hangouts: "Ich habe sogar schon mal bei Google Hangout gemacht", sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich im Interview mit Youtube-Star LeFloid. Gemeint war eine Chat-Funktion, mit der sich mehrere Gesprächspartner per Videoschaltung unterhalten können.

I wie Ingress: Das Smartphone-Spiel ist eine virtuelle Schlacht. Millionen von Spielern begeben sich dazu an reale Orte, um dort per App Portale einzunehmen und zu zerstören. Kritik gab es, als zwischenzeitlich auch KZ-Gedenkstätten als Portale genutzt wurden.

J wie Jump: Zusammen mit dem Kamerahersteller GoPro will Google die Filmproduktion revolutionieren. Mit 16 im Kreis angeordneten Kameras werden Aufnahmen für Virtual-Reality-Filme gemacht. Die Betrachter können dann in virtuelle Welten eintauchen und selbst den Blickwinkel wählen - egal, ob sie nach vorne, hinten, oben oder unten schauen.

K wie Keep: Mit Keep lassen sich Notizen und Sprachmemos anlegen. Mit Hilfe der Standorterkennung erinnert das Programm den Nutzer zum Beispiel beim Betreten des Supermarkts an die Einkaufsliste.

L wie Loon: Internet aus der Luft - das ist die Idee von Loon. Mit großen Ballons schickt das Unternehmen Antennen für den Internetempfang in entlegene Gebiete.

M wie Maps: Google ist eines der wenigen Unternehmen, das über sehr genaue Kartendaten verfügt. Für die Vernetzung von Alltagsgeräten und Autos sind diese Informationen besonders wichtig. In Deutschland ist vor allem der Panoramadienst Street View umstritten, mit dem man Aufnahmen von Straßenzügen ansehen kann.

N wie Nest: Nest baut vernetzte Thermostate, die über Apps gesteuert werden können. Auch Rauchmelder sind im Programm. Google kaufte das Unternehmen Anfang 2014 für mehr als drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro).

O wie Offers: Der Schnäppchendienst schickt angemeldeten Nutzern Sonderangebote per E-Mail oder in die App. Das Programm soll dem Gutscheinportal Groupon Konkurrenz machen.

P wie Plus: 2011 startete das Online-Netzwerk Google Plus als Alternative zu Facebook, durchsetzen konnte es sich aber nie. Eine Neuausrichtung wird erwartet, der integrierte Fotodienst als eigenständige Plattform herausgelöst.

Q wie Nexus Q: Die kugelförmige Box sollte Mediendienste auf den heimischen Bildschirm streamen - so der Plan im Jahr 2012. Noch vor der Markteinführung wurde das Produkt aber wieder verworfen. Stattdessen gibt es günstigere Geräte wie den kompakten Chromestick.

R wie Roboter: Das Tochterunternehmen Boston Dynamics arbeitet an diversen Laufrobotern. Anfang 2015 stellte die Firma den Robo-Hund Spot vor, der sich selbst durch Tritte nicht umwerfen lässt.

S wie Scholar: Mit Scholar können Wissenschafter gezielt nach akademischen Texten suchen. Im Ranking berücksichtigt die Software auch, wie oft ein Aufsatz von anderen Forschern zitiert wurde.

T wie Translate: "Alphabet ist etwa Unternehmen prosperierenden durch starke Führer und Unabhängigkeit." So klingt es, wenn Googles Sprachdienst Translate versucht, die Mission von Alphabet aus dem Englischen zu übersetzen. Korrekt: "Bei Alphabet geht es um Geschäfte, die dank starker Anführer und Unabhängigkeit florieren."

U wie Uber: Der umstrittene Taxidienst vermittelt per App Autofahrten mit Chauffeuren, aber auch mit privaten Fahrern. Google hält Anteile an dem Unternehmen, Uber ist damit exemplarisch für...

V wie Google Ventures: Mit dem Risikofinanzierer investiert der Konzern in aufstrebende Start-ups, die langfristig Gewinne abwerfen sollen. An mehr als 250 Firmen ist Google Ventures beteiligt.

W wie Wing: Google verleiht Flügel - mit automatisierten Drohnen für die Auslieferung von Waren. In Australien wurden die Drohnen, die wie kleine Flugzeuge mit vier Propellern aussehen, schon getestet.

X wie Google X: Das Innovationslabor, in dem unter anderem die selbstfahrenden Autos sowie Drohnen und Internet-Ballons entwickelt wurden.

Y wie YouTube: Google übernahm die Videoplattform im Jahr 2006 für 1,65 Milliarden Dollar - nur 19 Monate nach der Gründung. Die erfolgreichsten Youtuber haben Millionen Fans.

Z wie Project Zero: Google-Programmierer suchen nach Schwachstellen in Software, auch von anderen Unternehmen. Die sollen so angehalten werden, die Lücken zu schließen. Das kommt nicht immer gut an. (apa/dpa)