Klimaerwärmung : Gletscher-Schmelze am Dachstein: "Alarmierendes Ausmaß"

Das Tempo der Gletscherschmelze am Dachstein nehme massiv zu und habe mittlerweile ein "alarmierendes Ausmaß" angenommen. Das bedeute auch einen Alarmruf nach Sofortmaßnahmen für den Klimaschutz, stellte der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) nach einem Lokalaugenschein fest.

Die Gletscher am Dachstein sind seit 1981 auf dem Rückzug. Seit zwölf Jahren stehen sie mit einem Messprogramm von BlueSky Wetteranalysen, Land Oberösterreich und Energie AG unter Beobachtung. Seit dessen Beginn hat das Volumen des nicht mehr "ewigen Eises" um rund 44 Millionen Kubikmeter abgenommen. Wenn man alle Rückgänge in der vertikalen Eisdicke summiert kommt man über die ganze Fläche auf einen Wert von einem Meter pro Jahr. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust 1,9 Meter.

Laut einer Analyse von BlueSky Wetteranalysen ist die bisherige heurige Entwicklung ähnlich dem Vorjahr. Entscheidend seien nun die meteorologischen Verhältnisse der kommenden vier bis sechs Wochen. Bei ähnlichen Temperaturen wie 2018 werde der Gletscher heuer trotz starkem Winter wieder stark verlieren. Anschober verweist auf eine Studie der ETH Zürich und der Schweizer Forschungsanstalt WSL, die kürzlich veröffentlicht wurde. Demnach würden die Alpengletscher bis 2050 durch die Klimakrise die Hälfte ihrer Masse verlieren. Der weitere Zustand der Gletscher im alpinen Raum werde stark davon abhängen, wie sich Klima und Klimaschutz weiter entwickeln. Sollten aber die Emissionen in den nächsten Jahrzehnten ungebremst ansteigen, dann würden die Alpen bis 2100 weitgehend eisfrei sein.

Die Energie AG unterstützt das Forschungsprojekt wegen der wirtschaftlichen Relevanz des Dachsteingletschers. Denn er liegt mit seinem Einzugsgebiet am Beginn ihrer Kraftwerkskette mit 16 Speicher- und Laufkraftwerken entlang der Traun. Sie versorgen rund 200.000 Haushalte oder rund 600.000 Einwohner mit elektrischer Energie. Der Gletscher ist dabei eine Art natürlicher Speichersee, der eine gleichmäßige Erzeugung ermöglicht. Im Winter wird Niederschlag in Form von Schnee und Eis zwischengespeichert und danach kontinuierlich als Schmelzwasser abgegeben. Auch Starkregen im Sommer wird in fast 3.000 Metern Seehöhe, wo meist Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, aufgefangen und fließt zeitverzögert ab, was zu einer Entspannung in Hochwassersituationen führen kann. (apa/red)