Wegen Stahlpreis : Gewinneinbruch bei RHI - neue Werksschließungen geplant

Dem börsennotierten Feuerfestprodukte-Spezialisten RHI sind die Gewinne 2015 infolge der weltweiten Stahlkrise weggebrochen. Das Ergebnis nach Ertragsteuern schmolz gegenüber dem Jahr davor von 52,5 auf 17,8 Mio. Euro zusammen, wie aus dem neuen Geschäftsbericht des Unternehmens hervorgeht.

Der Rohstoffkonzern beliefert große Stahl-, Zement- und Glaskonzerne mit feuerfesten Materialien für die Auskleidung von Hochöfen bzw. Zement- und Glaswannen. Im abgelaufenen Jahr ging die Stahlproduktion gegenüber dem Jahr davor erstmals seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 zurück (minus 2,8 Prozent), heißt es in der Einleitung zum aktuellen Geschäftsbericht.

Bei der RHI verringerte sich der Gewinn je Aktie (EPS) von 1,28 auf 0,40 Euro. Der Vorstand will der Hauptversammlung am 4. Mai aber für 2015 dennoch die Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr unverändert hohen Dividende von 0,75 Euro je Aktie vorschlagen. Der Aufsichtsrat habe den Konzernabschluss in seiner heutigen Sitzung genehmigt und die am 12. Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen bestätigt, teilte die RHI mit.

Heuer ähnlicher Umsatz erwartet

Für das laufende Geschäftsjahr 2016 rechnet der Konzern mit Umsätzen und einem operativen Ergebnis (vor Aufwendungen aus Derivaten aus Lieferverträgen, Wertminderungsaufwendungen und Restrukturierungseffekten) "auf Vorjahresniveau".

Es wird weiter gespart, auch weitere Werksschließungen stehen auf dem Plan: Die RHI "arbeitet an der weiteren Optimierung der Werksstruktur, die im laufenden Geschäftsjahr zu einer Anpassung der Produktionskapazitäten in Europa führen könnte", heißt es im Geschäftsbericht. Zusätzlich will der Hersteller "diverse Kostenmaßnahmen in den Vertriebs- und allgemeinen Verwaltungsbereichen" setzen.

Neue Werksschließungen 2016

Im abgelaufenen Jahr hat das Unternehmen bereits einige Auslandswerke abgeschrieben bzw. geschlossen und entsprechende Kosten verbucht. Der Konzern bezifferte die "negativen unbaren Einmaleffekte" bereits bei der Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse im Februar mit 34 Mio. Euro. Mit rund 23 Mio. Euro schlug dabei vor allem die vollständige Wertberichtigung der Anlagen im norwegischen Werk Porsgrunn zu Buche.

Weitere 8 Mio. Euro kostete die vollständige Wertberichtigung des US-Werkes Falconer, dessen Verkauf 2015 beschlossen wurde. Bis Ende des heurigen Jahres soll auch eine von zwei schottischen Fabriken geschlossen werden, was bereits mit Restrukturierungskosten in Höhe von runde 3 Mio. Euro verbunden war.

Die Produktion in Schottland wird in Bonnybridge gebündelt. Der frühere deutsche Produktionsstandort Duisburg wurde Anfang 2016 verkauft; der Pachtvertrag für das deutsche Werk in Kretz, in dem bis 2014 magnesitischer Rohstoff aufbereitet wurde, wurde per Ende 2015 aufgelöst. Der Standort wird nicht weiter betrieben.

In der Division Rohstoffe haben sich Verluste verfünffacht

Vor Zinsen und Steuern schrumpfte der Gewinn (EBIT) der RHI im abgelaufenen Geschäftsjahr von 109,3 auf 37,5 Mio. Euro auf ein Drittel. Als Grund dafür gibt das Unternehmen eine "nicht zahlungswirksame Rückstellung" infolge einer neuen Bewertung der gesamten Kontraktlaufzeit eines langfristigen Energieliefervertrags in Höhe von 58 Mio. Euro an.

In der Division Stahl verringerte sich der Betriebsgewinn von 91,4 auf 63,4 Mio. Euro, in der Division Rohstoffe verfünffachten sich die Verluste von 17 auf 84,8 Mio. Euro. Lediglich in der Division Industrial gab es einen Lichtblick: Dort stieg der Betriebsgewinn von 34,9 auf 58,9 Mio. Euro. Insgesamt verschlechterte sich die EBIT-Marge des Konzerns von 6,4 auf 2,1 Prozent.

Die Umsatzerlöse entwickelten sich 2015 mit einem leichten Plus von 1,8 Prozent von 1,72 auf 1,75 Mrd. Euro stabil. Der Absatz nahm um 1,3 Prozent auf 1,89 Millionen Tonnen zu. Der Personalstand blieb unverändert: Die RHI beschäftigte 2015 im Schnitt 8.035 Mitarbeiter (2014: 8.036) weltweit.

Das Eigenkapital der RHI nahm im Jahresabstand von 493,9 auf 491,4 Mio. Euro ab, die Eigenkapitalquote erhöhte sich aber von 26,5 auf 27,2 Prozent. Die Nettofinanzverbindlichkeiten gingen von 466,9 auf 397,9 Mio. Euro zurück. Das Gearing-Ratio (Nettofinanzverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich von 94,5 auf 81 Prozent. (apa/red)