Stahlindustrie : Gewinne der chinesischen Stahlindustrie steigen wieder massiv

Das Stahlgeschäft ist für Chinas Hüttenwerke so profitabel wie seit Jahren nicht mehr und erschwert der Regierung den Abbau von Überkapazitäten. Pro Tonne Betonstahl, der beispielsweise für Armierungseisen verwendet wird, können die Firmen laut Analysten derzeit einen Gewinn von bis zu 800 Yuan (108,5 Euro) einstreichen.

Die höchsten Gewinne seit 2011

Das ist die höchste Summe seit 2011 und bietet den Stahlwerken so einen kräftigen Anreiz, ihre Hochöfen hochzufahren. Dies läuft den Plänen der kommunistischen Führung zuwider, den vielfach von mangelnder Produktivität gebeutelten Sektor gesundzuschrumpfen und zugleich die Umweltbelastung zu vermindern.

Erst am Sonntag gab die Kommunistische Partei die Marschroute aus, noch heuer Werke mit einem Ausstoß von 50 Mio. Tonnen stillzulegen. Bereits im Vorjahr waren es 65 Millionen. Mehr dazu hier: Eine halbe Million Stahlarbeiter in China verlieren ihren Job - offiziell >>

Trotz der bereits eingemotteten Anlagen ist die Produktion mittlerweile um 1,2 Prozent auf 808,4 Mio. Tonnen angewachsen: "Das kann nicht mehr lange gut gehen", warnt Zhang Wuzong, der Chef des Stahlkonzerns Shiheng Special Steel. Der Preis werde wohl bald abstürzen.

Marktbeobachter: Treiber dahinter ist eine Spekulationsblase

Experten verweisen darauf, dass der jüngste Stahlboom auf Spekulation basiere, die von einem Infrastrukturprogramm der Regierung befeuert werde. Tatsächlich sei jedoch die Nachfrage der Industrie nicht so stark, um diesen Boom zu rechtfertigen.

Zudem wird viel Stahl auf Vorrat produziert. Daten der Beratungshauses Mysteel belegen, dass in den 35 größten Städten des Landes 8,7 Mio. Tonnen Betonstahl auf Halde liegen. So voll waren die Lager seit fast drei Jahren nicht mehr. Auch bei dem für die Hütten wichtigen Rohstoff Eisenerz zeigt sich ein ähnlicher Trend: Hier türmen sich jüngsten Daten zufolge 127,9 Mio. Tonnen in den Lagerstätten - der höchste Wert seit mindestens zehn Jahren.

Europäischen Produzenten dürften den Stahlboom in China mit Sorge sehen. Ihnen machen Überkapazitäten, Preisdruck und Billigimporte aus China bereits seit langer Zeit zu schaffen. (reuters/apa/red)

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