Außenhandel : Geschäfte mit dem Iran: Auf die Euphorie folgt die Ernüchterung

Seit Aufhebung zahlreicher Sanktionen nach Inkrafttreten des Atomabkommens mit dem Iran sind die deutschen Exporte in das Land seit Jänner zwar deutlich gestiegen. Dennoch gibt es nach Ansicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) noch deutlich "Luft nach oben".

Trotz einer Belebung des Außenhandels mit dem Iran sei daher eine "gewisse Ernüchterung festzustellen", sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier der Nachrichtenagentur AFP. An die "alten Zeiten" könne der Außenhandel noch nicht wieder anknüpfen.

Exporte legen um elf Prozent zu

2015 betrug der Wert deutscher Ausfuhren in den Iran rund 2,1 Mrd. Euro. In den fünf Monaten von Jänner bis Mai dieses Jahr kletterten die Exporte um elf Prozent auf rund 890 Mio. Euro; im ersten Halbjahr beläuft sich die Summe geschätzt auf rund eine Milliarde Euro. Es gebe Hinweise, "dass wir in diesem Tempo weiterwachsen", sagte Treier, "vielleicht sogar ein bisschen schneller als im ersten Halbjahr".

Das Problem sei die Finanzierung - für heimische Unternehmen wie für iranische Kunden, erklärte der DIHK-Chefvolkswirt. Die großen Banken seien "nach wie vor nicht beteiligt", weil Sanktionen der USA im Finanzbereich weiterhin bestünden.

Dennoch bleibt der DIHK optimistisch und hält an seiner Prognose fest, dass sich der Wert der deutschen Exporte bis zum Jahr 2020 auf rund 10 Mrd. Euro jährlich verfünffachen wird.

Schwierige Frage nach der Finanzierung

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran sind traditionell eng. Knapp ein Drittel der industriellen Infrastruktur im Iran stammt nach Angaben des Auswärtigen Amtes aus deutscher Produktion. Unternehmen wie Siemens und Daimler sind seit Jahrzehnten im Iran aktiv. Maschinen und Autos aus Deutschland werden wegen ihrer Qualität geachtet.

Zahlreiche Industrieanlagen sind veraltet und müssen aus den neuesten Stand gebracht werden, das Bahnnetz soll modernisiert werden. Zudem will der Iran die Nutzung erneuerbarer Energien wie Windkraft und Solarenergie ausbauen. (APA/AFP/red)

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