Industrieforschung : Fraunhofer in Tirol auf Effizienzjagd

Ohne ihn täten sich NASA & Co. äußerst schwer und wären zahlreiche optische Messverfahren nicht möglich. Joseph Fraunhofer, elftes Kind eines niederbayerischen Glasermeisters und später zum Ritter ernannt, verstand es, exakte wissenschaftliche Arbeit und deren praktische Anwendung für innovative Produkte zu verbinden. Die Denkweise des Autodidakten wurde zum Vorbild und Namensgeber der größten Organisation für angewandte Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen in Europa. Seit einem Jahr wird auch in Tirol in seinem Namen, am Fraunhofer „Innovationszentrum für Digitale Transformation der Industrie“ in Wattens, geforscht und entwickelt.

Effizientere Planung

Mit „ASPeCT – Adaptive Smoothed Production“ scharrt bereits das erste öffentliche Forschungsprojekt in den Startlöchern. Im Rahmen des FFG-Programms „Produktion der Zukunft“ wird in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit namhaften Partnern wie etwa Handl Tyrol eine neue Methode für eine durchgängige Produktionsplanung auf Basis simulationsgestützter Optimierung aller Produktionsressourcen entwickelt werden. Ziel ist es, die Produktionsplanung unter Nutzung von Maschinen- bis hin zu Wetterdaten effizienter und mit einer höheren Qualität durchführen zu können. „Wir haben mit ASPeCT unseren Vorsatz, einen ersten Forschungsantrag im ersten Jahr auf Schiene zu bringen, erfüllt“, freut sich Michael Stockinger, Projektkoordinator in Wattens.

„Wir verstehen uns als Vermittler von Know-how aus der Wissenschaft in die Praxis“, sagt Fraunhofer Austria-Geschäftsführer Wilfried Sihn. Gerade neue Data Science-Technologien bilden in den kommenden Jahren Schlüsselthemen für Unternehmen im Kontext von Industrie 4.0, denen sich auch die Tiroler Dependance verschrieben hat. Schwerpunkte wie etwa Industrial Data Engineering & Transformation, Smart Data Analytics oder Big Data Anwendungen für die Industrie 4.0 konnten bereits im ersten Jahr der Aufbauphase gemeinsam mit Industriepartnern und Hochschulen konkretisiert werden.

Damit sei das vergangene Jahr insgesamt sehr erfolgreich verlaufen. „Bis 2019 wollen wir unser Forschungsportfolio weiter aufbauen und unser Team vor Ort auf circa zehn Personen erweitern“, kündigte Stockinger bei der ersten Geburtstagsfeier an.

Stillstände vermeiden

Rund 120 Gäste aus Industrie, Wissenschaft und Politik waren im Vormonat beim symbolischen Anschnitt der Geburtstagstorte dabei. Unternehmensvertretern bot sich die Gelegenheit als Testimonials. Michael Förster, Leiter Service Engineering bei GE Jenbacher, zeigte etwa auf, wie GE Jenbacher seine Service-Prozesse nach und nach systematisch digitalisiert. Ziel ist es, mit der gemeinsam mit Fraunhofer Austria entwickelten Plattform „Digital Service Eco System“ ungeplante Wartungstätigkeiten und Stillstände von Gasmotoren auf null zu reduzieren – und das bei gleichzeitiger Reduzierung der Servicetätigkeiten. Dass die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie fruchtet, bestätigt Förster: „Die langfristig ausgerichtete Kooperation mit Fraunhofer Austria und der TU Wien hilft uns dabei, diese Vision auszuarbeiten und auch umzusetzen.“ Fraunhofer Austria arbeitet bereits seit vielen Jahren mit führenden Unternehmen aus Tirol zusammen, darunter auch die Swarovski Gruppe und Hollu Systemhygiene. Dabei soll durch die Umsetzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse rund um die Industrie 4.0 in nutzbare Innovationen die regionale Wettbewerbsfähigkeit weiter gesteigert werden. Welchen konkreten Nutzen Unternehmen nun daraus ziehen können, die eigenen Digitalisierungspotenziale frühzeitig zu heben, zeigte im Rahmen der Ein-Jahres-Feier auch Markus Langes-Swarovski, Sprecher der Swarovski-Gruppe, anhand der Skizzierung des digitalen Ökosystems von Swarovski. „Die Zusammenarbeit mit Fraunhofer eröffnet völlig neue Chancen und Möglichkeiten für Wattens und das unternehmerische Ökosystem Tirols.“