Portrait : Ewald Hesse: Ein Ex-Andritz-Manager als Startupper

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Ewald Hesse ist kein Mann der lauten Worte. Fast ein wenig in sich gekehrt sitzt er im Media Lab des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, dem Mekka der Digitalisierung an der Ostküste der USA. Sein zurückgekämmtes Haar, der knapp geschnittene europäische Anzug, die athletische Figur, die tiefe Stimme - Hesse wirkt ganz anders als die Silicon-Valley-Jünger, die sonst hier ihre Visionen darlegen. Er spricht leise, was beim Publikum, ansonsten trainierte Selbstdarsteller gewöhnt, für besondere Aufmerksamkeit sorgt. Was er sagt, hat es trotzdem in sich: „Die Energiemärkte sind voll von künstlichen Barrieren, die von der Digitalisierung gerade niedergerissen werden. Das wird vielen hier im Raum ein, zwei, drei Jahre sehr weh tun.“ Wer ist der Mann, der den Topmanagern von IBM, Shell, Vattenfall oder Eon gerade ihren eigenen Untergang prophezeit?

Ewald Hesse, Jahrgang 1979, studierte Maschinenbau in Konstanz und arbeitete danach rund 15 Jahre im Energiesektor. Für ABB war er in China und im Vertrieb von Leiterplatten für große Kraftwerke tätig. Zuletzt arbeitete er viele Jahre für Andritz Hydro als Regional Director in Südosteuropa. Aus erster Hand lernte er dabei die Schwierigkeiten der Branche kennen: enorm aufwendige Verrechnung, die künstliche Barrieren für Einspeiser darstellen.

Im Jänner 2016 schließlich gründete er in Wien mit Partnern das Start-up Grid Singularity und ist sich sicher: In wenigen Jahren wird Blockchain für die Industrie das sein, was das Internet für die Informationsgesellschaft heute ist. Mit seinem Start-up will er damit nichts weniger, als die Energieversorgung der Zukunft zu definieren. Seine Vision: Eine Plattform, die Transferbarrieren so weit senkt, dass jeder Teilnehmer - vom Megakraftwerk über Small Hydro bis zur Waschmaschine im Haushalt - vernetzt ist.

Mehr zu Ewald Hesse, seinem Start-up Grid Singularity und seinen Plänen für die Energiebranche lesen Sie im aktuellen INDUSTRIEMAGAZIN. Hesse wir auch am Industriekongress zu Gast sein, um seine Idee und deren Umsetzung zu präsentieren.