Stahlpreise : EU verhängt Strafzölle gegen kaltgewalzte Flachstahl-Importe

Die EU beschließt Antidumping-Zölle auf kaltgewalzte Flachstahlprodukte aus Russland und China. Die Strafzölle sind ab sofort für vorläufig sechs Monate in Kraft und können für einen Zeitraum von fünf Jahren verlängert werden.

Eckdaten zu Zöllen, Produkten und Unternehmen

Dabei gelten Strafzölle für bestimmte kaltgewalzte Flachstahlprodukte (CRF) aus Russland in Höhe von 19,8 bis zu 26,2 Prozent je nach Unternehmen. Für Flachstahlprodukte aus China gelten Zölle zwischen 13,8 und 16 Prozent je nach Unternehmen.

Die Maßnahme trifft russische und chinesische Exporteure von klatgewalzten Flachstahlprodukten aus Stahl oder aus nicht legiertem Stahl. Derartige Materialien werden in einer breiten Palette der industriellen Produktion verwendet, etwa in der Autoindustrie, beim Bau von Fabrikanlagen wie auch für Waschmaschinen und andere Konsumgüter.

Konkret genannt werden in Berichten zum Thema die chinesischen Exporteure Baoshan Iron & Steel, Hebei Iron & Steel sowie Angang Steel. In Russland trifft es die Hersteller Novolipetsk Steel, Severstal und Magnitogorsk Iron & Steel Works.

Kritik vom Branchenverband Eurofer

Heinrich Hiesinger, Konzernchef des deutschen Stahlriesen Thyssenkrupp, hat die Strafzölle grundsätzlich begrüßt. Auch der europäische Stahlindustrieverband Eurofer hat sich für die Maßnahmen ausgeprochen - übt jedoch zugleich deutliche Kritik an der Höhe der Zölle für Einfuhren aus China. Diese seien viel zu niedrig, so der Verband. Die EU-Kommission habe Dumpingmargen von 20 bis 26 Prozent für russische Einfuhren von kaltgewalztem Flachstahl festgestellt, meldet Eurofer. Bei vergleichbaren Einfuhren aus China betragen demnach die Dumpingmargen 53 bis zu 59 Prozent.

"Die extrem niedrigen Abgaben auf die Importe aus China können die Flut chinesischer Importe von CRF nicht stoppen", so die Kritik von Axel Eggert, Generaldirektor des Branchenverbands. Außer der EU gebe es "fast kein anderes Land in der Welt, dass unfaire Importe derartig begünstigt. Die USA würden in einem vergleichbaren Fall höchstwahrscheinlich eine Abgabe in der gesamten Höhe von 59 Prozent verhängen", so Eggert weiter. Die EU müsse daher dringend ihre Regeln anpassen, um die schweren Verwerfungen am Markt als zentrale Ursache der Krise in der europäischen Stahlbranche zu beseitigen. Liege ein Vorschlag der EU-Kommission auf dem Tisch, könnten die Mitgliedsstaaten rasch reagieren.

Branchensprecher und Stahlmanager gegen MES-Status für China

Zugleich hat Eurofer auch Bestrebungen vehement verurteilt, China den Status einer Marktwirtschaft (MES) zuzuerkennen. Eine solche Entscheidung würde die Verwerfungen am Markt zusätzlich verschärfen. Zuvor haben auch Wolfgang Eder von der Voestalpine sowie in einem Interview Geert van Poelvoorde von Arcelormittal deutlich ablehnend zu dieser Diskussion geäußert. (red)