Chemische Industrie : EU-Auflagen: Ausnahmen für Augarten Porzellan wahrscheinlich

Der ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas rechnet mit Ausnahmen für Porzellanmanufakturen wie Augarten infolge einer geplanten Verschärfung der Schwermetall-Vorschriften der EU. Es werde bei der allfälligen Anpassung der Grenzwerte für Blei und Cadmium in der Keramikindustrie Ausnahmeregeln für traditionelle Herstellungsmethoden geben, teilte der EU-Abgeordnete mit.

"Denn das Problem ist der EU-Kommission bekannt, mit der wir zu diesem Thema in Kontakt stehen", so Karas. Grundsätzlich seien strenge Grenzwerte für gesundheitsschädliche Schwermetalle wie Blei und Kadmium sinnvoll, wo diese in die Nahrung gelangen können. Traditionsbetriebe wie Augarten-Porzellan dürften aber nicht durch überschießende neue EU-Vorgaben ihre Geschäftsgrundlage verlieren.

Augarten Porzellan fürchtet sich vor verschärften EU-Auflagen

Die von der EU-Kommission geplante Verschärfung von Auflagen für die Keramikindustrie würde die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten stark treffen. Eine Änderung der Keramikrichtlinie hätte einen erheblichen Einfluss auf das Sortiment, da ein Großteil der Produkte nach dem Verfahren der Aufglasurmalerei produziert wird.

"Eine Umstellung des Verfahrens würde zu einer Aufgabe der Herstellungspraxis führen. In Wahrheit kommt dies der Aufgabe des Geschäftsmodells gleich. Das ist nicht akzeptabel", sagte Thomas König, Geschäftsführer der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, gegenüber der Austria Presse Agentur.

Ein großes Problem für die Mnufakturen

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte zuvor berichtet, dass die geplante Verschärfung der Grenzwerte für Cadmium und Blei Porzellanmanufakturen in Schwierigkeiten bringen könnte.

Die giftigen Schwermetalle können in farbigen Glasuren von Keramik zum Einsatz kommen und von dort aus in Lebensmittel gelangen. Problematisch seien die neuen Grenzwerte für Unternehmen, in denen Motive und Verzierungen per Hand auf Teller, Tassen und Schüsseln aufgetragen werden - wie bei Augarten Porzellan oder der deutschen Manufaktur Meissen.

Augarten: Farben sinken in die Glasur

"Das bedeutet, dass unsere bekanntesten Dekore im sogenannten Inglasurverfahren gemalt werden müssten, bei welchem die Farben beim Brand in die Glasur einsinken, womit kein direkter Kontakt zwischen Farben und Lebensmittel mehr existiert", erläuterte der Augarten-Chef. Mit dieser Technik könnten allerdings viele Dekore - wie der Klassiker "Wiener Rose" - nicht mehr produziert werden, da Detailreichtum und Farbintensität verloren gehen würden, so König. König fordert daher die Schaffung einer Ausnahmeregelung für Manufakturen, um diese zu schützen.

Die EU-Kommission hat zuvor in einer Stellungnahme versichert, sicherstellen zu wollen, dass eine mögliche Verschärfung von Schwermetallgrenzwerten den legitimen Bedenken der Keramikindustrie Rechnung trägt und gleichzeitig einen hohen Verbraucherschutz gewährleistet.

(apa/red)