Was macht eigentlich... : ...Erich Becker

Erich Becker
© Michael Hetzmannseder

Es war sicherlich keine einfache Entscheidung, die Erich Becker nach seinem Ausscheiden aus der VA Tech vor fünf Jahren traf. Er, der während seines Berufslebens in den großen österreichischen Unternehmen als Vorstand tätig war, kehrte dem Wirtschaftsleben den Rücken. Und zwar mit einer Konsequenz, die erstaunlich ist. Becker ließ sich weder von attraktiven Jobangeboten von seiner Entscheidung abbringen noch von Freunden zum Verbleib in einschlägigen Aufsichtsräten überreden. „Wenn ich irgendwo die Nummer eins war“, erklärt er, „dann komme ich nicht durch den Lieferanteneingang zurück in das Unternehmen.“ Auch in eigener Sache handelte Becker eben aus Überzeugung.

Doch was unternimmt ein Ex-Manager, der eigentlich immer gearbeitet hat? In der Kurzfassung lautet die Antwort: Becker orientierte sich neu – und zwar insbesondere im kulturellen Bereich. Auch hier zeigt er sich sehr umtriebig. Die Liste seiner neuen Posten dürfte mindestens so lang sein wie die seiner Aufsichtsratsmandate: Musikverein, Symphoniker, Festwochen, Mozarteum, Freunde von Ephesos. „Ich habe mich aber auch noch einer Tätigkeit zugewandt, die eine gesellschaftspolitische Bedeutung hat“, sagt Becker. Er engagiert sich im Verein Neustart, der insbesondere aus der Haft entlassenen Jugendlichen hilft, sich wieder in den Alltag einzugliedern. „Ich bringe mich nicht direkt ein, sondern kümmere mich dort um die Finanzen.“ Neustart verfügt über ein Budget in Millionenhöhe und ist daher mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichbar. Die Finanzkrise, das spürt Becker, hat auch im sozialen Bereich ihre Spuren hinterlassen. Da überall gespart wird, ist das Einsammeln von Spenden deutlich mühsamer geworden.

Dass sich der ehemalige Manager aus der Wirtschaft zurückgezogen hat, ist auch deswegen schade, weil er nie mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten hat. Als Chef der ÖIAG wirkte er etwa maßgeblich an der Privatisierung der verstaatlichten Industrie mit, weiß also um die Einflussnahme der Politik in diesem Bereich. „Man kann nicht hohe Gagen beziehen und wenig Courage gegenüber der Politik zeigen“, kritisiert er die misslungene AUA-Strategie der ÖIAG. „Ich kann mich erinnern, in den späten 90ern haben wir intern Überlegungen dazu angestellt und ich habe schon damals gesagt, an der Lufthansa führt kein Weg vorbei.“ Von einer Erweiterung der ÖIAG-Zuständigkeiten um Verbund, ÖBB und Asfinag hält er nichts. Denn dadurch steigt der Einfluss der Politik – und eine Machtballung der Verstaatlichten wie unter Bundeskanzler Bruno Kreisky „sei wohl nicht ersehnenswert“, so Becker.

Erich Becker, 68. Der studierte Ökonom verbrachte einen großen Teil seiner Karriere in der verstaatlichten Industrie. Von 1994 bis 1999 war er stellvertretender Generaldirektor der ÖIAG und ab 1996 zudem Vorstand der PTBG. Der VA Tech stand er bis 2004 vor, dann kehrte er der Wirtschaft den Rücken. Heute engagiert sich Becker für soziale und kulturelle Zwecke.