Bauindustrie : Ein Fußballfeld pro Tag: So will Tirol die rasante "Zubetoniererei" stoppen

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© Peter Martens

In ganz Österreich werden jeden Tag riesige Flächen fruchtbaren Landes zubetoniert. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl hat Österreich den höchsten Landverbrauch der ganzen EU.

An jedem einzelnen Tag werden 12,4 Hektar fruchtbarer Böden versiegelt - die für Pflanzenanbau für immer verloren sind. Das ist auch im Hinblick auf den Klimawandel fatal. Denn zubetonierte und asphaltierte und zubetonierte Flächen können Regenwasser nicht aufnehmen, was sowohl Überschwemmungen als auch Dürreperioden fördert.

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Die Österreichische Hagelversicherung kritisiert die Entwicklung in Österreich seit Jahren. Die Bodenversiegelung gefährde demnach die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln und viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Zuletzt hat sich sogar die katholosche Kirche der Kritik angeschlossen. "Bodenversiegelung ist Schöpfungsraub", meinte Ende Dezember Alois Schwarz, Diözesanbischof von St. Pölten - es sei höchste Zeit, diesen Raub zu beenden.

Gleichzeitig würden in Österreich viele schon zugebaute Flächen brach liegen, heißt es bei der Hagelversicherung: "Die Revitalisierung der mehr als 40.000 Hektar leer stehenden Immobilien ist das Gebot der Stunde", so Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger.

Einzigartiger Vorstoß in Tirol

Doch auch in der Amtszeit der Agrarministerin Elisabeth Köstinger ist trotz vieler Wortmeldungen zum Thema bisher nichts Entscheidendes passiert. Deshalb sorgt ein neuer Vorstoß in Tirol umso mehr für Aufsehen, über den ORF Tirol hier berichtet.

Eine Gesetzesnovelle soll den massiven Flächenverbrauch im Bundesland stoppen. Große Handelsunternehmen sollen demnach verpflichtet werden, beim Bau neuer Märkte verpflichtend auch Tiefgaragen oder Parkdecks mitzubauen. Damit wolle man den "Flächenfraß" eindämmen, so der für Raumordnung zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP).

Jeden Tag ein Fußballfeld allein in Tirol - bald das gesamte Inntal

Einer neuen Studie des Umweltbundesamtes wird allein in Tirol an jedem einzelnen Tag die Fläche eines Fußballfeldes zubetoniert. Wenn das unverändert weiter passiere, werde in drei Jahrzehnten das gesamte Inntal zubetoniert sein, so ORF Tirol in einem anderen Bericht.

Keine Betonseen am Ortsrand mehr

Johannes Tratter zufolge würden große einstöckige Supermärkte meist am Ortsrand auf der "grünen Wiese" gebaut, oft mit doppelt so viel Parkfläche drumherum. Diese "Zubetoniererei" soll mit der neuen Regelung verschwinden.

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Wohnungen auf Supermärkten erwünscht

Der Vorstoß ist bisher in ganz Österreich einzigartig. Bei Neubauten mit einer Verkaufsfläche zwischen 300 und 600 Quadratmetern werde künftig eine Tiefgarage beziehungsweise ein Parkdeck vorgeschrieben, so Tratter. Darüber hinaus seien beim Bau - sofern sinnvoll - mehrere Stockwerke nach oben erwünscht: „Um den Platz optimal zu nutzen, soll je nach Gemeinde zumindest ein Stock zum Verkaufsbereich für Wohnungen oder für Dienstleister dazukommen“, so Tratter.

Es könnten aber auch drei Stockwerke über dem Supermarkt errichtet werden. Tratter könnte sich die Zusammenarbeit zwischen Supermarktketten und Wohnbauträgern vorstellen. Die Neue Heimat Tirol habe bereits Interesse signalisiert.

(pm)