Luftfahrtindustrie : Durchsuchungen bei Airbus in Paris - Hintergrund

In der Schmiergeldaffäre bei Airbus haben französische Ermittler den Firmensitz des Flugzeugbauers bei Paris durchsucht. Dabei gehe es um den Verdacht der Bestechung ausländischer Beamter sowie um Geldwäsche-Vorwürfe, hieß es am Dienstag von den Ermittlern. Airbus kündigte zudem eine wichtige Personalie an: Rolls-Royce-Manager Eric Schulz soll dem langjährigen Verkaufsdirektor John Leahy folgen.

Die französische Justiz ermittelt in einer Affäre, die in Frankreich als "Kasachgate" bekannt ist. Im Mittelpunkt steht ein von Frankreich und Kasachstan angekündigtes Geschäft im Umfang von 2 Mrd. Euro. Bei dem Deal aus dem Jahr 2010 ging es unter anderem um die Lieferung von Hubschraubern und Lokomotiven an Kasachstan. Die Justiz untersucht, ob dafür Schmiergelder an Mittelsleute flossen.

Im Oktober war deshalb unter anderem der aus Deutschland stammende Airbus-Chef Tom Enders als Zeuge vernommen worden. Die Durchsuchung in Suresnes westlich der französischen Hauptstadt erfolgte nach Angaben der Ermittler bereits am vergangenen Donnerstag.

Auch die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Airbus wegen möglicher Korruption. Sie hatte Anfang Oktober erklärt, in Kürze sei eine Entscheidung zu erwarten. Das Verfahren dreht sich um mögliche Zahlungen an die Londoner Firma Vector. Sie soll laut "Spiegel" als eine Art Schwarze Kasse für Airbus fungiert haben. Airbus hatte sich im Jahr 2016 bei der britischen Antikorruptionsbehörde SFO selbst angezeigt.

Kurz vor Bekanntwerden der Durchsuchung hatte Airbus-Chef Enders Schulz als Nachfolger für Verkaufsdirektor Leahy angekündigt. Der 54-jährige Schulz steht bisher der Sparte für zivile Luftfahrt bei dem britischen Motorenbauer Rolls-Royce vor. Der Franzose soll Ende Jänner von dem 67-jährigen Leahy übernehmen.

Enders sagte, Schulz sei der "ideale Nachfolger" für den US-Amerikaner Leahy, der wegen seiner Verkaufserfolge als legendär gilt. Leahy gelang es, Airbus einen Marktanteil von gut 50 Prozent vor dem US-Konkurrenten Boeing zu verschaffen - ausgehend von knapp 18 Prozent in den 1990er Jahren. Vor allem bei Mittelstreckenflugzeugen hat der europäische Konzern die Nase vorn.

Auf den gelernten Ingenieur Schulz warten große Herausforderungen: Er muss die erlahmten Verkäufe bei Airbus wieder ankurbeln. Vor allem erwartet der europäische Konzern von ihm, den Riesenflieger A380 wieder auf die Beine zu stellen, bei dem seit gut anderthalb Jahren die Aufträge ausbleiben.

Leahy geht nach 32 Jahren bei Airbus in Pension und gilt als bester Verkäufer der Branche. Nach einer internen Airbus-Aufstellung hat er rund 16.000 Flugzeuge zum Listenpreis von 1,7 Billionen US-Dollar (1,4 Bill. Euro) verkauft. (afp/apa/red)