Automatisierung : Die Spaßmaschinen kommen

Es war ein verhaltenes Resümee, das die Eidgenossen zogen. Und völlig konträr zum Forschungsverlauf: Spektakulär realisierten die Wissenschaftler der ETH Zürich eine Versuchsanordnung, die eine Schrägbearbeitungsmaschine in Windeseile in eine Dreiachsmaschine für Kleinserien transformierte – ein Gesellenstück, das für viel Schulterklopfen im Wissenschaftsbetrieb sorgte. Doch der Freude über den schönen Erfolg folgte die Ernüchterung auf dem Fuß – denn kaum ein Industriepartner griff das Konzept einer wandlungsfähigen Maschine auf. Das war im Jahr 2012. Drei Jahre später ist der Terminus Plug-and-play-Maschine dort, wo ihn die Schweizer Forscher schon früher gern gesehen hätten: Im Verkaufsprospekt von Maschinenbauern und Industrieautomatisierern. Ein später Triumph für die rührigen Schweizer?

100-mal schneller

Wohl eher: Für alle, die das Thema pushten. Denn nicht nur die Eidgenossen klemmten sich dahinter. Auch beim Roboterbauer KUKA wunderte man sich 2011 über einen "unglaublich konservativen" Werkzeugmaschinensektor und arbeitete an neuartigen Konzepten, die eine „hundertmal schnellere Roboteranbindung“ bringen sollten. Heute gibt es diese. Sie ist das Ergebnis einer Herstellerkooperation, die alte Strukturen aufbrach. Gemeinsam mit Siemens stellten die Augsburger eine intelligente Schnittstelle auf die Beine (Run myRobot), die CNC-Maschinen und Roboter schneller zusammenschließen. "Über die CNC-Steuerung wird der Roboter programmiert, bedient und überwacht", erklären die Deutschen. Ein und derselbe Monitor zeigt alle wesentlichen Funktionen wie „Freifahren“ oder "Teachen" an. Was das für den Alltag am Shopfloor heißt, kann sich jeder ausrechnen: Nur der beste Autodidakt kann sich die Programmierung eines Roboters selber aneignen – jeder andere braucht eine Schulung oder harte Trainings. Die sind nicht mehr Grundbedingung, wenn in der gemeinsamen CNC-Oberfläche alle Arbeitsschritte ablaufen. Übrigens: Grenzen einreißen wollten die Entwickler auch beim Kapitel Sicherheit. Selbst die Arbeitsraumüberwachung wurde der CNC-Steuerung überantwortet.

Sofort startklar

Ebenso gut wie in der Zerspanung hat das Dogma Anlagenflexibilität auch im Spritzguss Gültigkeit. Krauss Maffei setzt nicht umsonst auf mobile Automatisierungszellen mit, so versichert der Lieferant, kleinstem Anpassungsaufwand. Dank der Rollenkonstruktion ist die Zelle zum richtigen Zeitpunkt dort, wo sie sein soll – und wenig wählerisch, wie der Hersteller versichert: Die Zelle ist an Maschinen von 35 bis 160 Tonnen Schließkraft einsetzbar. Einzige Voraussetzung ist und bleibt das Andocktool. Die fahrbare Grundzelle besteht aus einem Rahmen mit Lenkrollen und einer Einhausung. Ein Bediener kann sie locker verschieben – ein Stapler tut sich noch leichter. Einmal fixiert, ist die Zelle einsatzbereit. Worauf der Hersteller besonders stolz ist: Die Steuerung bringt Flexibilität, ohne ins Kompromisshafte abzurutschen. Das Bedienkonzept nämlich kommuniziert in zwei Richtungen. Einerseits wird die Maschine über das Handheld der Robotersteuerung bedient, anderseits die Maschinensteuerung über die Zelle. "Besser geht es nicht", befindet der Hersteller.