Ölpreis : Die Gewinne der Öl-Multis schmelzen dahin

Erdöl Öltank Öllager Ölpreis
© Fotolia

Seit dem letzten Sommer 2014 hat sich der Rohstoff zeitweise um etwa die Hälfte verbilligt. In den ersten vier Monaten des Jahres lag er für ein Fass der Sorte Brent im Schnitt bei 55 Dollar und damit etwa halb so hoch wie vor Jahresfrist. Aufgrund dessen büßten Unternehmen wie Royal Dutch Shell oder Exxon im letzten Quartal etwa die Hälfte ihrer Gewinne ein. Im Vergleich zum Vorjahr fiel etwa der Überschuss von Exxon im ersten Quartal um 46 Prozent auf 4,9 Milliarden, der Umsatz sank von 106,3 auf 67,6 Milliarden Dollar. Deshalb werde Exxon seine Investitionen kräftig kürzen, wie der Konzern bekannt gab.

Shell gab für das erste Quartal einen Gewinnrückgang auf 3,2 Milliarden Dollar bekannt. Der Ölpreis-Verfall nagt auch am Gewinn des US-Konzerns Chevron. Im ersten Quartal brach der Überschuss um 43 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar ein. Chevron will dabei den Sparkurs, zu dem auch Investitionskürzungen gehören, fortführen. "Ich gehe davon aus, dass sich das im Laufe des Jahres zunehmend in unserer Bilanz widerspiegelt", so Chevron-Firmenchef John Watson.

Unter diesen Umständen hilft den Produzenten ein starkes sogenanntes Downstream-Geschäft - zum Beispiel Raffinerien, die aus dem Rohöl höherwertige Erzeugnisse wie Benzin herstellen. Deren Preise sind nicht so stark eingebrochen wie die von Rohöl. Statoil zahlte allerdings den Preis für sein schwaches Downstream-Geschäft und erlitt einen überraschend hohen Verlust von 4,7 Milliarden Dollar. Ohne Sonderposten rutschte ConocoPhillips mit einem Minus von 222 Millionen Dollar in die roten Zahlen.

"Unsere Ergebnisse spiegeln die Stärke unseres integrierten Geschäfts vor dem Hintergrund niedrigerer Öl-Preise wider", erklärte Shell-Chef Ben van Beurden. Experten bescheinigten auch Exxon, vergleichsweise gut aufgestellt zu sein. "Durch ihr diversifiziertes Geschäftsmodell können sie sich in einem schwächeren Öl-Markt besser behaupten", sagte Analyst Brian Youngberg von der Anlagefirma Edward Jones. BP und Total hatten bereits gezeigt, dass ihre Raffinerie-Sparten die Gewinnrückgänge abfedern können.

Die niedrigen Ölpreise haben Spekulationen genährt, dass es in der Branche zu einer Übernahmewelle kommen könnte. Dies war bereits in den 1990er Jahren der Fall, als die Preise ebenfalls vergleichsweise niedrig waren. Als Vorbote einer solchen Entwicklung wird auf das 70-Milliarden-Dollar-Angebot von Shell für den Rivalen BG verwiesen. Shell-Finanzchef Simon Henry schloss nun weitere Zukäufe dieser Größenordnung in absehbarer Zeit aus. (apa/dpa/Reuters)