Personalia : Deutsche Bahn: Aufsichtsrat bestätigt Vertragsende des Finanzchefs

Der Machtkampf im Vorstand und im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn ist vorerst beendet. Der Aufsichtsrat billigte bei einer Sondersitzung den Aufhebungsvertrag von Finanzvorstand Alexander Doll.

Nachdem der vom deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer angepeilte sofortige Rauswurf des Managers kürzlich noch gescheitert war, hatte Doll wegen des erschütterten Vertrauens einen Aufhebungsvertrag unterschrieben.

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Konkret vorgeworfen wird Doll, er habe über Probleme beim inzwischen auf Eis gelegten Verkauf der Nahverkehrstochter Arriva unzureichend und zu spät informiert. Doll hatte dies Unternehmenskreisen zufolge bestritten. Er gilt als Reformer und hatte Unterstützung im Arbeitnehmerlager, die eine Aufklärung der Vorwürfe verlangten. Damit soll sich Aufsichtsratskreisen zufolge nun der Prüfungsausschuss des Gremiums beschäftigen.

Die Aufgaben von Doll als Finanz- und Güterverkehrsvorstand soll den Angaben zufolge zunächst Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz übernehmen, der ebenso wie Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla als Gegenspieler von Doll galt. Die Entscheidungen im Aufsichtsrat seien auch wie sonst üblich nicht einstimmig gefallen, sagten Aufsichtsräte zu Reuters. Die Vertreter der Arbeitnehmer, die die Hälfte des Aufsichtsrats stellen, seien auf Distanz zu dem Vorgehen gegangen und hätten sich enthalten.

Die Bahn-Gewerkschaft EVG hatte vor dem Treffen von der deutschen Regierung und vom Vorstand umfassende Aufklärung verlangt. "Der Vorstand und Eigentümer sind hier in der Pflicht, umfassend für Transparenz zu sorgen", sagte der neue Chef der deutschen Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Torsten Westphal, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Erst dann kann es im Aufsichtsrat darum gehen, weitere Personalentscheidungen zu treffen."

Aufsichtsratschef Michael Odenwald lobte Doll, der nur eineinhalb Jahre im Unternehmen war: Er habe schnell das Vertrauen der Mitarbeiter gewonnen und die Weichen bei der kriselnden Güterbahn auf eine Neuausrichtung gestellt. "Wir bedauern sein Ausscheiden und haben hohen Respekt vor seiner Entscheidung."

Doll wiederum deutete die Zerwürfnisse in Vorstand und Aufsichtsrat an: "Nur wenn alle Beteiligten im gegenseitigen Vertrauen und mit einem gemeinsamen Verständnis an einem Strang ziehen, kann die Bahn ein besseres Unternehmen werden", erklärte er. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur weiteren strategischen Entwicklung und Führung habe er das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen. In Aufsichtsratskreisen hieß es, Dolls eigentlich bis März 2021 laufender Vertrag werde ausbezahlt. (reuters/apa/red)