Autozulieferer : Der Kampf um Autozulieferer Grammer - und die Parallelen zu VW

Im Machtkampf beim bayerischen Autozulieferer Grammer wird der Ton rauer. Die Investmentfirma Cascade, hinter der die bosnisch-stämmige Unternehmerfamilie Hastor steht, wiederholte nun öffentlich ihre zuvor weitgehend hinter den Kulissen vorgebrachte Forderung nach schnellstmöglicher Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung".

Welche Akteure sind diesmal beteiligt?

Grammer ist ein in Amberg in der Oberpfalz (Freistaat Bayern) ansässiger Hersteller von Kopfstützen, Armlehnen, Mittelkonsolen und Sitzen. Grammer baut mit 12.000 Mitarbeitern Armaturenbretter und Sitze für Autos, Lastwagen, Traktoren, Busse und Züge. Die größten Auto-Kunden: Der Volkswagen-Konzern, BMW und Daimler.

Auf der anderen Seite steht die Familie Hastor. Genauer: der bosnische Unternehmer Nijaz Hastor, der hinter der Gruppe Prevent steht. Prevent hat ihren offiziellen Sitz in Slowenien, ist aber in Bosnien beheimatet. Auch in Österreich ist Prevent aktiv. Mehr dazu hier: VW-Zulieferstreit: Eine Gruppe aus Bosnien als wichtiger Player >>

Die Südosteuropäer haben im vergangenen Sommer weltweit für Aufsehen gesorgt, als die zu ihrem Imperium zählende Prevent-Gruppe mit Volkswagen erbittert über die Lieferung von Teilen gestritten und zeitweise die Produktion des Autobauers lahmgelegt hatte. Die sieben wichtigsten Details zum Ablauf des Streits hier >>

Prevent ist vor einem Jahr bei Grammer eingestiegen

Wie Grammer hier ausführt, ist Prevent seit rund einem Jahr bei dem oberpfälzischen Zulieferer an Bord. Über die beiden Investmentfirmen Cascade und Halog hält die Gruppe demnach insgesamt 20,22 Prozent.

Die Details: Bei Cascade, die zehn Prozent am Autozulieferer hält, handelt es sich um eine Tochter der der Eastern Horizon Group Netherlands. An dieser Gruppe wiederum sind die beiden Söhne des Unternehmers Nijaz Hastor, Kenan und Damir Hastor, zusammen mehrheitlich beteiligt. Die beiden Personen sind gleichzeitig auch die alleinigen Anteilseigner an der Finanzfirma Halog, die ebenfalls knapp über zehn Prozent an Grammer hält.

Wenig überraschend der Hinweis von Grammer, dass wichtige Kunden des Zulieferers den Machtkampf mit Sorge verfolgen. Mehr noch: Einige Kunden von Grammer haben auch direkt mit Prevent zu tun. Zum Beispiel Daimler. Denn auch gegen die Schwaben führt Prevent gerade in Stuttgart eine gerichtliche Auseinandersetzung wegen gekündigter Aufträge: Nach VW-Zulieferstreit: Auch Daimler überprüft seinen Einkauf >>

Grammer gegen Hastor: Der neue Fall

Der neue Großaktionär will über die Führungsspitze von Grammer entscheiden lassen, der er Defizite im Management vorwarf. Zudem hätten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder durch ihr Verhalten "Irritationen und einen massiven Vertrauensverlust" ausgelöst. Als feindlicher Übernahmeversuch dürfe das Verlangen nach mehr Kontrolle nicht missverstanden werden, teilte Cascade weiter mit.

Grammer hatte vergangene Woche - ebenfalls öffentlich - die Forderungen der Investmentfirma nach der Ablösung des Vorstandschefs und dem Austausch von fünf Aufsichtsratsmitgliedern zurückgewiesen.

Die bayerische IG Metall sprang dem Autozulieferer bei und kündigte Widerstand gegen eine mögliche feindliche Übernahme durch die Hastor-Familie an.

Grammer und Cascade warfen einander mangelnde Gesprächsbereitschaft vor. Den Rechtsweg haben sie nach Eigenangaben noch nicht beschritten. Die ordentliche HV ist für den 24. Mai angesetzt.

(red/reuters/apa)

Mehr dazu hier:

Markenhersteller versus Zulieferer: Revolution abgesagt?

Volkswagen: Neue Probleme mit Zulieferern nicht auszuschließen

Automobilzulieferer: Aufstand der Zwerge

VW-Zulieferstreit: Eine Gruppe aus Bosnien als wichtiger Player

Der VW-Zulieferstreit und die Drahtzieher - wie es wirklich gewesen sein könnte