Hintergrund : Daimler ist bei EADS-Prozess aus dem Schneider

Der französische Verfassungsrat hat ein Verfahren um möglichen Insiderhandel in Millionenhöhe beim Airbus-Vorgänger EADS gestoppt. Hier ging es um die Verfassungsmäßigkeit des im vergangenen Jahr begonnenen Gerichtsprozesses. Die französische Börsenaufsicht AMF hatte die Beschuldigten 2009 bereits vom Vorwurf des Insiderhandels freigesprochen. Die Verteidiger verwiesen deswegen beim Prozess auf europäisches Recht, wonach eine zweite Strafverfolgung ausgeschlossen wäre. In Frankreich ist das bisher noch möglich.

Hintergrund

2005 und 2006 erzielten mehr als 1.000 EADS-Manager aus dem Verkauf ihrer Aktienoptionen Gewinne teils in Millionenhöhe. Im April 2006 stießen die Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardere 122 Millionen EADS-Aktien und damit je 7,5 Prozent Anteile ab. Im Juni 2006 räumte die EADS-Tochter Airbus "ernste Probleme" bei der Produktion des Riesenfliegers A380 ein und verschob Auslieferungen. Gleichzeitig kündigte EADS Auswirkungen auf Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre an. Die EADS-Aktie brach um gut 26 Prozent ein, mehr als fünf Milliarden Euro lösten sich in nichts auf.

Was wurde den Managern vorgeworfen?

Die Anklage in dem 2014 in Frankreich eröffneten und nun verworfenen Verfahren ging davon aus, dass es beim Aktienverkauf bereits Informationen zu den Produktionsproblemen bei der A380 gab: das wäre ein verbotenes Insidergeschäft gewesen, für eigene Geschäfte wären vertrauliche Informationen genutzt worden.

Was hat die Börsenaufsicht gesagt?

Die AMF vernahm 17 Manager, darunter den heutigen Chef der Airbus Group, Thomas Enders, und den jetzigen Airbus-Chef Fabrice Bregier. Zudem wurde gegen die damaligen Hauptaktionäre ermittelt, den Autobauer DaimlerChrysler und die französische Gruppe Lagardere. Die AMF-Ermittler forderten Geldstrafen in Millionenhöhe. Der zuständige Sanktionsausschuss bescheinigte jedoch allen Beteiligten, bis Mitte 2006 die A380-Probleme und damit verbundene Milliardenverluste nicht erkannt zu haben. Kleinaktionäre sprachen von einem Skandal.

Wer war vom 2014 eröffneten Verfahren betroffen?

Neben Daimler und Lagardere als ehemalige Großaktionäre hätten sich sieben Manager verantworten müssen. Dazu gehörten der frühere EADS-Co-Chef Noel Forgeard, Vorstand Jean-Paul Gut, der damalige Finanzvorstand Andreas Sperl und die Airbus-Top-Leute Alain Flourens, Erik Pillet und Olivier Andries. Hinzu kam der aktuelle Airbus-Verkaufschef John Leahy.

Was sagt Airbus zum Verfahren?

Offiziell haben sich Airbus Group und Airbus rausgehalten und auf den Freispruch durch die Börsenaufsicht verwiesen. Es mussten sich auch weder der Konzern noch die Flugzeugsparte verantworten. Das Aus für das Gerichtsverfahren wird nun als "großer Erfolg" gewertet.

Was sagten die Betroffenen?

Die Vorwürfe wurden von allen Beschuldigten zurückgewiesen. Selbst führende Manager wollen beim Verkauf der Aktien von den Problemen der A380 nichts gewusst haben.

Welche Strafen hätte es geben können?

Insiderhandel kann in Frankreich mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Eine mögliche Geldstrafe kann bis zum zehnfachen Wert des Gewinns aus dem verbotenen Geschäft betragen. In einem Fall wären das mehr als 43 Millionen Euro gewesen. (apa/dpa)