Wirtschaftspolitik : Chef von US Steel - Europäer im Streit mit China viel zu weich

Der Chef des US-Stahlgiganten US Steel, Mario Longhi, hat den Europäern einen zu sanften Kurs gegenüber der Konkurrenz aus China vorgeworfen. Das Vorhaben der EU, China als Marktwirtschaft einzustufen, "ist einfach lächerlich", sagte Longhi der britischen Tageszeitung "Financial Times". Das Vorgehen werde der EU noch "in den Händen explodieren".

"Das wird der EU noch in den Händen explodieren"

Bis jetzt ist China nach offizieller Einschätzung der EU keine Marktwirtschaft. Dies ermöglicht höhere Schutzzölle auf Einfuhren von Stahl und anderen Produkten aus dem Land. Eine Einstufung als Marktwirtschaft hingegen würde Einfuhren aus China erleichtern.

Longhi kritisierte Überlegungen in diese Richtung scharf. Der EU lägen "alle Beweise" vor, um China den Status als Marktwirtschaft abzusprechen. In den USA werden teilweise Schutzzölle von mehr als 250 Prozent auf chinesische Stahlimporte erhoben.

In der EU hatten Unternehmen und Mitarbeiter der Stahlbranche zuletzt immer wieder gegen die Billigkonkurrenz aus China protestiert. Am Montag fanden in Deutschland verschiedene Kundgebungen der Stahlindustrie statt. Die IG Metall bezifferte die Anzahl der Teilnehmer allein in Duisburg mit rund 10.000. (APA/AFP/red)

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