Petrochemie : Borealis legt für erstes Halbjahr einen Rekordgewinn vor

Der Chemiekonzern Borealis, an dem die OMV mit 36 Prozent beteiligt ist, hat im ersten Halbjahr einen Rekordgewinn erzielt. Im zweiten Quartal ging der Gewinn zurück, teilte das Unternehmen mit. Borealis ist weiter auf Expansionskurs und plant gemeinsam mit der Abu-Dhabi-Ölgesellschaft ADNOC milliardenschwere Investitionen in Abu Dhabi und mit der französischen Total in den USA.

Ausbauen und Erweitern wird Borealis die Petrochemieaktivitäten bei Borouge, dem Gemeinschaftsunternehmen mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). In Betrieb gehen könnte die Anlage in 2023/2024, sagte Borealis-Chef Mark Garrett zur APA. Die Kosten könnten bei 8 bis 9 Mrd. Dollar liegen.

Große Investitionen bei Borouge

Mit einem Rahmenvertrag haben Borealis und ADNOC die Pre-Feed-Phase für den Bau des Borouge-4-Komplexes gestartet, der in die Takreer-Raffinerie von ADNOC integriert werde. Borouge-4 umfasst einen Mixed-Feed-Cracker, der bestehende Rohstoffquellen in Abu Dhabi und nachgelagerte Derivatanlagen für Polyolefin- und Nicht-Polyolefinprodukte nutzt. Die Kapazitäten könnten damit um bis zu 4 Mio. Tonnen erweitert werden.

Borouge-3 ist im Vorjahr vollständig in Betrieb genommen worden, die Kapazität wurde um 2,5 Mio. Tonnen auf 4,5 Mio. Tonnen erweitert. Die Kosten lagen bei 4,8 Mrd. Dollar. Das Gemeinschaftsunternehmen hat laut Borealis den Nettogewinn des zweiten Quartals durch einen maßgeblich höheren Gewinnbeitrag gestützt.

Geplant hat Borealis weiters eine zusätzliche Polypropylenanlage, die in den Borouge-3-Komplex integriert werden soll. Damit werde der Wert des überschüssigen Polypropylens gesteigert, das über eine neue Takreer-Anlage verfügbar sei. Jährlich sollten damit rund 0,5 Mio. Tonnen Polypropylene erzeugt werden. Die Kosten dürften bei rund 600 Mio. Euro liegen. Als Finanzierungsmöglichkeiten nennt Borealis den eigenen Cash-Flow, Projektfinanzierungen und Bankkredite.

In den USA sind Investitionen in North Carolina und - gemeinsam mit dem französischen Energiekonzern Total - in Texas geplant. In North Carolina wird eine Polypropylen-Anlage für den Automobilsektor errichtet, die Anfang 2019 einsatzbereit sein soll.

In Texas werden Borealis und ihre Schwesterfirma Nova Chemicals gemeinsam mit Total zwei Petrochemiefabriken errichten und zusammen rund 3,1 Mrd. Euro investieren. Die USA erfüllten vier wichtige Voraussetzungen für Investitionen wie beispielsweise die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Marktzugängen und seien auch stabil, so Garrett.

Der Nettogewinn ist im ersten Halbjahr auf 574 Mio. Euro gestiegen, nach 564 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal betrug der Nettogewinn 261 Mio. Euro und lag damit sowohl unter den Werten des Vorjahresquartals (309 Mio. Euro) als auch des ersten Quartals (313 Mio. Euro). Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3,66 auf 3,89 Mrd. Euro.

Margen weiter auf sehr hohem Niveau

Die Margen seien wie erwartet etwas zurückgegangen, befänden sich aber immer noch auf sehr hohem Niveau, sagte Garrett. Es kämen neue Mengen in den Markt, die erst absorbiert werden müssten. Der Bedarf sei gut. Höhere Kosten entstanden für Borealis auch durch die Rekordzahl an technischen Überholungen (Turnarounds), die zu Produktionsstillständen führen. Drei Turnarounds seien bereits abgeschlossen, zwei stünden heuer noch an. Man sei mit den Ergebnissen recht zufrieden. Im Gesamtjahr 2017 werde das Rekordergebnis des Vorjahres von 1,1 Mrd. Euro nicht erreicht werden, bekräftigte Garrett.

Die Erwartung, dass sich die integrierten Polyolefinmargen allmählich normalisieren würden, bleibe bestehen, heißt es in der Pressemitteilung. Man glaube aber, dass die Margen auch im nächsten Quartal auf einem gesunden Niveau bleiben würden. Zudem werde mit einer weiteren Performancesteigerung im Pflanzennährstoffbereich gerechnet.

Die Verschuldungsquote (Gearing) betrug 19 Prozent, nach 17 Prozent. Ziel sind 40 bis 60 Prozent. Borealis hat seinen Sitz in Wien und beschäftigt rund 6.600 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern. (APA/red)