Forstwirtschaft : "Blutholz" aus Zentralafrika

Mit finanziellen Zuwendungen an verschiedene Rebellengruppen hätten die Konzerne dafür gesorgt, dass sie trotz des bewaffneten Konflikts in dem Land illegal Holz exportieren konnten, schrieb die Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness in einem Bericht. Vor allem mit drei Holzeinschlagunternehmen aus Frankreich, dem Libanon und China hätten die Rebellen "lukrative Absprachen" getroffen.

Die NGO wirft Europa vor, eine zentrale Rolle bei den illegalen Geschäften gespielt zu haben. In dem Bericht mit dem Titel "Blutholz: Wie Europa den Krieg in der Zentralafrikanischen Republik mitfinanziert hat" heißt es, europäische Firmen hätten im Jahr 2013 insgesamt 3,4 Millionen Euro an Rebellen gezahlt, um illegal weiterhin an das Tropenholz aus Zentralafrika zu kommen. Holz gehört neben Diamanten zu den Hauptexportgütern des Landes.

Illegale Importe

Erster Profiteur der Zahlungen sei das muslimische Rebellenbündnis Seleka gewesen. Nachdem dieses Anfang 2014 nach Kämpfen zwischen muslimischen und christlichen Milizen durch einen internationalen Militäreinsatz von der Macht vertrieben wurde, habe die christliche Anti-Balaka-Miliz von den Zahlungen profitiert, das sie nun die Wälder kontrollierte. Die NGO wirft Europa in drei Bereichen "Mittäterschaft" bei der Finanzierung des Konflikts in Zentralafrika vor. Im Bereich Handel schreibt die Organisation dem deutschen Unternehmen Johann D. Voss und dem französischen Unternehmen Tropica-Bois eine "Schlüsselrolle" zu. Im Bereich illegale Importe beklagt die Organisation, dass die EU-Mitgliedstaaten die Einfuhr unrechtmäßiger Holzlieferungen zuließen. Europa sei der wichtigste Exportabnehmer für Holz aus Zentralafrika. Im Bereich Entwicklungshilfe kritisiert Global Witness Frankreich, das den Holzeinschlagunternehmen Entwicklungshilfe in Millionenhöhe gezahlt habe.

"Global Witness ruft die EU-Mitgliedstaaten auf, alle Handels- und Entwicklungshilfebeziehungen zur Holzeinschlagindustrie der ZAR (Zentralafrikanischen Republik) einzustellen", erklärte die Organisation. Diese trügen weiterhin zur Instabilität des Landes bei. Laut der NGO muss sämtliches Holz aus Zentralafrika, das zwischen April 2013 und Jänner 2014 verkauft wurde, als "Konfliktholz" angesehen werden.

Global Witness untersuchte nach eigenen Angaben die Holzeinschlagunternehmen IFB aus Frankreich, Sefca aus dem Libanon und Vicwood aus China. Diese beherrschten eine riesige Regenwaldfläche in Zentralafrika, aus der 99 Prozent aller Holzexporte des Landes kämen. Die Firmen hätten regelmäßig Geld an die Rebellen gezahlt, unter anderem als Bestechungsgeld, für bewaffnete Eskorten oder für das Passieren von Straßenblockaden, erklärte die Organisation.

Nach einem Putsch gegen Staatschef François Bozize im März 2013 war Zentralafrika in eine Spirale der Gewalt gestürzt. Bei Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen wurden tausende Menschen getötet und hunderttausende in die Flucht getrieben. Im Zuge eines inzwischen eingeleiteten Transformationsprozesses sollen im Oktober Wahlen abgehalten werden. (apa/afp)