Biomasse : Biomasseverband: Die allermeisten Biomasseanlagen sollen bleiben

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90 Prozent der 47 vom Ende staatlicher Förderungen bedrohten Biomasseanlagen sollen auch nach der Novellierung des Ökostrom-Gesetzes eine Zukunft haben. So laute die Zielsetzung des Umweltministeriums, in die auch der heimische Biomasseverband sein Vertrauen setzt, so Franz Titschenbacher, Präsident des Verbandes.

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Denn Biomasse sei im Hinblick auf die geplante Energiewende ein unerlässlicher Energielieferant. "Die nationalen Klima- und Energieziele sind nur mit Bioenergie erreichbar," so Titschenbacher. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele will die österreichische Bundesregierung bis 2030 ihren Gesamtstromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern decken. Zudem soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoenergieverbrauch rund 45 bis 50 Prozent ausmachen.

Von diesem Ziel ist man derzeit allerdings noch etwas entfernt. 2017 wurde in Österreich 32,6 Prozent der Energie von erneuerbaren Energieträgern erzeugt, sagt Peter Liptay vom Biomasseverband. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich damit auf Platz fünf. Im heimischen Bundesländervergleich war Kärnten mit 52,9 Prozent Spitzenreiter, gefolgt von Salzburg (49,1 Prozent) und dem Burgenland (47,7 Prozent). Am letzten Platz abgeschlagen liegt Wien mit nur neun Prozent Energieerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen.

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Dafür war Wien zuletzt Spitzenreiter, wenn es um den sparsamen Energieverbrauch pro Kopf geht. So wurden in Wien 2016 nur 80 Gigajoule (GJ) pro Kopf Energie verbraucht, während der Österreich-Schnitt bei 164 GJ liegt. Den höchsten bedarf gibt es in Niederösterreich und Oberösterreich mit jeweils über 200 GJ.

Fachverband: Biomasse vor allem beim Heizen der Haushalte wichtig

Energie aus Biomasse spielt laut den Daten des Verbands insbesondere bei der Raumwärmeerzeugung für private Haushalte eine wichtige Rolle, sagte Liptay. Mit Ausnahme von Wien kam in allen Bundesländern im Jahr 2015/2016 mehr als 30 Prozent der Energie für Raumwärme aus Biomasse, wobei der Anteil mit knapp 50 Prozent im Burgenland am höchsten ist. Im Österreich-Schnitt beläuft sich der Anteil an Bioenergie - dies umfasst Energie aus Biomasse sowie den biogenen Anteil der Fernwärme - auf 39,7 Prozent.

Beim gesamten Energieverbrauch spielt die Bioenergie jedoch eine weitaus geringere Rolle. Gemessen am Bruttoinlands-Energieverbrauch stammten 2017 österreichweit nur 16,1 Prozent aus Bioenergie, so Liptay. Auch hier liegt Kärnten mit einem Anteil von 30,4 Prozent auf Platz eins, während Wien mit weniger als zehn Prozent an letzter Stelle rangiert.

Das Potenzial der Bioenergie sei damit aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die bisher eingesetzte Bioenergie stamme vor allem aus Nebenprodukten der Land- und Forstwirtschaft, vor allem in der Landwirtschaft gebe es aber noch unentdeckte Reststoffpotenziale, so Titschenbacher. Prognosen des Verbands zufolge könne der Verbrauch aus Bioenergie in Österreich bis 2030 bis auf knapp unter 350 Petajoule (PJ) und damit um 100 PJ zum Niveau von 2016 ausgebaut werden. Das wäre eine Erhöhung des Biomasseeinsatzes um 35 Prozent.

Bis 2050 könnten sogar mehr als 450 PJ aus Bioenergie stammen, die damit zum bedeutendsten Energieträger aufsteigen und sogar Kohle und Erdgas, die zwei derzeit wichtigsten Energielieferanten, überholen. Dementsprechend fordert der Biomasseverband auch von der Regierung, sich langfristig wieder mehr auf Bioenergie zu konzentrieren, so Titschenbacher.

Der politische Streit um die geplante Ökostrom-Novelle, die die zukünftige Förderung von 47 Biomasseanlagen regeln soll, setzt sich inzwischen weiter fort. Im Interview mit dem "Kurier" hat Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) der SPÖ angekreidet, keine Lösung zu wollen, sondern lediglich "Fundamentalopposition" zu betreiben. Vergangene Woche hatte die SPÖ das geplante Gesetz im Bundesrat mit einem absoluten Veto blockiert.

Die SPÖ hingegen bedauert, dass Köstinger "sich nach wie vor weigert, schnell eine faire und tragfähige Lösung für die 47 Biomasseanlagen gemeinsam mit der SPÖ zu beschließen", sagte SPÖ-Energiesprecherin Muna Duzdar laut Aussendung. Die SPÖ hält an ihrem Fünf-Punkte Programm fest, das unter anderem vorsehe, dass die Tarife im Gesetz festgeschrieben sind und dass kleine Einkommen von der Ökostromabgabe befreit werden. Die Ministerin ist jedoch dagegen, Tarife gesetzlich festzulegen. (apa/red)