Industriekonjunktur : Bank Austria: Abschwung der Industrie im Juni beschleunigt

Die österreichische Industrie hat im Juni ihren Abschwung beschleunigt und fällt hinter den europäischen Durchschnitt zurück. Dies hat die Bank Austria in ihrem Einkaufsmanagerindex für Juni ermittelt. Der Indikator sank im Juni auf 47,5 Punkte, den schlechtesten Wert seit viereinhalb Jahren, und liegt den dritten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50.

Nach einem Jahresbeginn mit noch kräftigem Produktionswachstum hat sich der Abschwung der Industriekonjunktur weiter beschleunigt, so dass die Industrie mittlerweile vom Wachstumskurs abgekommen ist. "Während die Binnenkonjunktur in Österreich gestützt auf die Konsumenten weiter gut in Schwung ist, rutscht die heimische Industrie vor allem aufgrund der sinkenden Exportnachfrage zur Jahresmitte 2019 tiefer in die Rezession", erklärt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer in der Aussendung.

Die österreichische Industrie befinde sich damit derzeit in einer etwas schlechteren Verfassung als die europäische Industrie. Die Ökonomen der Bank Austria führen dies vor allem auf die Belastung für die heimischen Zulieferbetriebe durch die schwache Industriekonjunktur in Deutschland zurück.

Da sich die Industriekonjunktur im Juni auf europäischer Ebene leicht verbessert hat, sehen die Bank Austria-Ökonomen erste Anzeichen einer Bodenbildung in Österreichs Industrie. Diese Erwartung sei allerdings stark abhängig von der weiteren Entwicklung des Handelskonflikts mit den USA.

Aus der monatlichen Umfrage unter den heimischen Einkaufsmanagern sticht insbesondere die ungünstige Beurteilung der Auftragsentwicklung durch die Betriebe negativ hervor. "Der Rückgang des Neugeschäfts hat sich im Juni beschleunigt, da die Nachfrage aus dem Ausland deutlich eingebrochen ist", erläutert Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Die heimischen Betriebe haben daher die Produktion erneut deutlich zurückgefahren, wenn auch das Tempo gegenüber dem Vormonat etwas nachgelassen hat. Der deutliche Einbruch im Neugeschäft habe im Juni zu keiner beschleunigten Verringerung der Produktionsleistung geführt, weil die Betriebe weiterhin bestehende Auftragsrückstände zügig erledigen.

Die Auftragspolster nehmen aktuell so rasch ab wie zuletzt vor mehr als sechseinhalb Jahren. Das Abarbeiten der während der Hochkonjunktur angewachsenen unerledigten Aufträge führt auch zu einer spürbaren Abnahme der durchschnittlichen Lieferzeiten in der heimischen Industrie. Darüber hinaus werden noch weiterhin zusätzliche Stellen in den Betrieben geschaffen.

Angesichts der schwachen Auftragsentwicklung haben die heimischen Betriebe ihre Einkaufsmenge deutlich gegenüber dem Vormonat reduziert. Die nachlassende Nachfrage schlug sich im Juni auch in der Preisentwicklung nieder. Erstmals seit drei Jahren sanken die Preise für Rohmaterialien und Rohstoffe. Insbesondere Metalle und chemische Erzeugnisse wurden günstiger. "Trotz geringerer Materialkosten und der flauen Auftragsentwicklung konnten die heimischen Betriebe im Juni höhere Verkaufspreise durchsetzen. Die unterschiedlichen Preistrends im Ein- und Verkauf ermöglichten den österreichischen Betrieben zur Jahresmitte 2019 im Durchschnitt eine Verbesserung der Ertragslage", so Pudschedl. (apa/red)