Stellenabbau : Aufsichtsrat von Siemens: Joe Kaeser soll in die Werke gehen

Im Streit um drohende Standortschließungen bei Siemens vermisst Aufsichtsrat Jürgen Kerner echte Gesprächsbereitschaft der Konzernleitung. Er erwarte, dass nicht nur die Arbeitsdirektorin Janina Kugel, sondern auch der Vorstandschef Joe Kaeser und das für das Energiegeschäft zuständige Vorstandsmitglied Lisa Davis an die Standorte gehen und mit den Beschäftigten reden.

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"Wer zu Analysten und Preisverleihungen geht, der muss auch dahin gehen, wo es wehtut", sagte der IG-Metall-Vorstand dem "Handelsblatt". Schließlich wollten die Siemens-Beschäftigten nicht die Uhr anhalten, sondern den Wandel aktiv mitgestalten. Aber niemand wolle ihre Vorschläge hören. Dabei sei es nicht sinnvoll, Standortschließungen als "alternativlos" hinzustellen.

Standorte in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet besonders hart betroffen

Siemens habe auch eine gesellschaftliche Verantwortung, betonte Kerner, der seit 2012 im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. Die Standorte im Osten, in Berlin oder im Ruhrgebiet lägen alle nicht in Regionen, denen es gerade wirtschaftlich richtig gut gehe. Siemens will weltweit in den kommenden Jahren 6.900 Stellen streichen, davon rund die Hälfte in Deutschland. Mehrere Werke sollen ganz geschlossen werden.

Die Pläne betreffen auch den Standort Wien. Mehr dazu: Wolfgang Hesoun: Kündigungen in Wien "so gering wie möglich halten" >>

Autokorso durch Berlin

Zuletzt haben Beschäftigte des Unternehmens mit einem Autokorso durch die Berliner Innenstadt gegen die geplanten Stellenstreichungen protestiert. Der Autokorso startete am Dynamowerk im Bezirk Spandau, so Klaus Abel, der erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall Berlin. Rund 200 Fahrzeuge, geschmückt mit Transparenten und IG-Metall-Fahnen, folgten hupend einem Motivwagen, der Siemens-Chef Joe Kaeser zeige. Berliner Behörden meldeten 100 Fahrzeuge. (afp/dpa/apa/red)