Autoindustrie : "Alles Auto": Vienna Auto Show eröffnet im freundlichen Marktumfeld

"Alles Auto" heißt es wieder vom 11. bis 14. Jänner auf der Vienna Autoshow am Wiener Messegelände.

Auf der Vienna Autoshow werden 40 Marken und 400 Modelle - davon eine Welt-, eine Europa- und mehr als 30 Österreich-Premieren - vorgestellt. Parallel dazu findet die Ferien-Messe mit mehr als 800 Ausstellern aus 80 Ländern samt Genusswelt mit kulinarischen Leckereien und der Bike Village Vienna mit Neuheiten aus der Fahrradwelt statt. Alle Messen können mit einem gemeinsamen Ticket besucht werden. Die Autoshow ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, alle anderen Messen jeweils von 10 bis 18 Uhr. Im Vorjahr wurden knapp 150.000 Besucher gezählt.

Zulassungszahlen für 2017 einen Tag vor Beginn

Einen Tag vor Messeeröffnung präsentiert der Autohandel die Zulassungszahlen für 2017 - und diese dürften den Verkäufern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zumindest bis November wurden 327.669 Pkw neu zum Verkehr zugelassen, um 7,8 Prozent mehr als 2016. Alleine im November betrug das Plus 16 Prozent.

Deutliche Zuwächse gab es bei den Benzinern, die im Zeitraum Jänner bis November um 24 Prozent auf 152.111 Stück zulegten, während es bei den Diesel-Pkw einen Rückgang um 6,2 Prozent auf 162.533 Fahrzeuge gab (in Deutschland sank der Dieselanteil auf den niedrigsten Stand seit 2009). Kräftig zugelegt haben österreichweit E-Autos (plus 37,5 Prozent auf 4.955 Stück) - der Anteil am Gesamtmarkt lag aber nur bei 1,5, Prozent.

Pessimistische Umfrage

Trotz der guten Zahlen sorgt in diesen Tagen eine internationale Umfrage unter 1.000 Führungskräften der Autobranche für Gesprächsstoff. Dieser Umfrage zufolge erwartet mehr als die Hälfte der Befragten, dass die Zahl der Autohändler bis 2025 um bis zu 50 Prozent sinken wird. Drei Viertel gehen davon aus, dass der Anteil der in Westeuropa produzierten Autos von derzeit 16 Prozent bis 2030 auf unter 5 Prozent sinken wird.

Autohändler müssen sich demnach künftig auf große Gebrauchtwagen-Stützpunkte und Servicestandorte konzentrieren, wenn sie am Markt überleben wollen. Die Verwertung der Fahrzeug- und Fahrerdaten werde in Zukunft den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen, wird erwartet. An Wichtigkeit gewinnen dürfte Car-Sharing, dominierendes Thema werde die Elektromobilität. Mehr dazu: Manager der Autoindustrie erwarten Rückgänge am Standort Europa >>

Wohin hier die Reise geht, zeigt Norwegen: 2017 waren in dem skandinavischen Land mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen Elektro- oder Hybridautos. Während Fahrer von Wagen mit Verbrennungsmotoren mit deftigen Abgaben belegt werden, sind Elektroautos nahezu komplett von Steuern befreit. Wer am Steuer eines Elektrowagens sitzt, profitiert zudem von weiteren Begünstigungen wie der kostenlosen Nutzung von Mautstraßen, Fähren, Parkplätzen oder der Erlaubnis zum Fahren auf Busspuren. Bis 2025 will das Land keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen. Mehr dazu: Schon jeder zweite Neuwagen in Norwegen fährt mit Strom >>

Nur vier Autobauer dürften CO2-Ziele schaffen

Wie die deutsche "Automobilwoche" berichtet, drohen den Autoherstellern wegen der Verletzung der EU-Klimaziele hohe Strafen. Schuld sei der hohe CO2-Ausstoß aufgrund des Booms bei SUV. Mit Toyota, Volvo, Renault-Nissan und Jaguar Land Rover würden derzeit lediglich vier Autohersteller 2021 den erforderlichen CO2-Grenzwert in der EU schaffen.

Neben dem SUV-Boom schlägt sich auch der Rückgang bei Dieselfahrzeugen negativ in der CO2-Bilanz nieder. Die Händler bzw. die Hersteller locken mit "Öko-Rabatten", wenn alte Dieselfahrzeuge zurück gegeben werden - wobei hier das Umweltproblem zu einem erheblichen Teil nur verlagert wird. Lediglich rund die Hälfte der alten Dieselfahrzeuge in Deutschland wird im Rahmen der Umweltprämie verschrottet. Das berichtet die "Automobilwoche" unter Berufung auf eine Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).

Ausfuhren alter Autos nach Afrika steigen stark an

Viele Händler wollen die Fahrzeuge mit einem gewissen Restwert nicht entsorgen und verkaufen sie über Partner nach Osteuropa und Afrika. "Wir verschrotten kein einziges Fahrzeug", sagte Frank Perez Junior, Vertriebsleiter der Mehrmarken-Automobilgruppe Dirkes in Köln der Branchenzeitung. "Diese Autos haben einen Marktpreis, den wir auch realisieren wollen", meinte er. Die Nachfrage in Afrika sei gewachsen.

Das Argument, dies schade der Umwelt, erweist sich bei näherer Betrachtung als reichlich schief - weil nicht nur der Betrieb eines Fahrzeugs für den Umweltschaden sorgt, sondern vor allem die Herstellung, weil hier dutzende Tonnen an Ressourcen verbraucht werden. Deshalb fällt unter dem Strich der ökologische Fußabdruck bei der Nutzung eines älteren Fahrzeugs mit einem etwas höheren Verbrauch ungleich viel positiver aus als die Produktion eines Neuwagens, der im Betrieb etwas sparsamer zu sein verspricht.

(apa/red)