Strategie : Air-Berlin-Chef Pichler hebt sich von Vorgängern ab

"Wenn man in die Fußstapfen eines anderen tritt, kann man nicht überholen." Vielmehr müsse die zweitgrößte deutsche Fluglinie als Herausforderer auftreten. "In der Position hat man alle Freiheiten." Damit distanzierte sich der Airline-Chef deutlich von dem Anspruch seiner Vorgänger an der Unternehmensspitze, Air Berlin in Europa und auf der Langstrecke zum Lufthansa-Konkurrenten auszubauen. Das Experiment ging schief: In den vergangenen sieben Jahren flogen die Berliner nur einmal einen Konzernüberschuss ein.

Der seit Februar amtierende Air-Berlin-Chef hat dem Konzern deshalb ein neues Sanierungsprogramm verordnet, zu den Details hat Pichler bisher aber weitgehend geschwiegen. Bei der Vorlage der Halbjahresbilanz Mitte August ließ er durchblicken, dass die Neugestaltung des Streckennetzes ein wichtiger Teil sein werde. "Da wird es in den nächsten Wochen Neuigkeiten geben", sagte er nun.

Air Berlin wollte zu viel

Air Berlin tummelt sich nach Sicht von Experten in zu vielen Geschäftsfeldern: als Billigflieger, auf Touristenstrecken, auf Flügen nach Übersee sowie als Zubringer in das Wüstenemirat Abu Dhabi. Dort hat der Partner Etihad seinen Sitz, der knapp 30 Prozent an Air Berlin hält.

Nach Ansicht von Pichler ist in Europa eine Bereinigung der Zahl der Fluglinien überfällig. In den USA kontrollierten nach einer Reihe von Übernahmen mittlerweile vier Airlines 80 Prozent des Marktes, sagte der frühere Lufthansa-Manager. "In Europa wird es noch zehn Jahre oder mehr dauern, bis die Konsolidierung losgeht." (apa/Reuters)