Luftfahrt : Air Berlin bittet um Staatshilfe - Probleme auch mit Niki möglich

Air Berlin sucht Hilfe vom deutschen Staat. Die Fluggesellschaft hat bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags gestellt. Die meisten der derzeit noch 8.000 Mitarbeiter der zweitgrößten deutschen Fluglinie arbeiten in den beiden Bundesländern. Rund 850 sind es beim Österreich-Ableger Niki in Wien.

Air Berlin steckt in einer existenziellen Krise

Das Hilfsersuchen wurde offenbar schon länger vorbereitet. Der neue Airline-Chef Thomas Winkelmann habe sich seit seinem Amtsantritt im Februar um einen guten Draht zu Politikern in Bund und Ländern bemüht, sagte ein Unternehmensinsider.

Das Land Berlin schaut sich die Sache an. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft will eine Bürgschaftsanfrage von Air Berlin "gemeinsam mit dem Bund" sorgfältig prüfen. "Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten prüfen, inwieweit das Land Berlin eine zukunftsorientierte Strategie der Airline unterstützen kann." Air Berlin seit nicht nur ein Berliner Unternehmen, "sondern trägt den Namen unserer Stadt täglich in die Welt hinaus", erklärte die Wirtschaftssenatorin. Um wieviel Geld es geht, ist nicht bekannt.

Linie "trägt den Namen unserer Stadt täglich in die Welt hinaus"

Ein Verfahren für eine Staatsbürgschaft ist komplex. Erst wenn die nun gestellte Anfrage positiv beschieden wird, kann Winkelmann einen richtigen Antrag stellen.

Air Berlin steckt nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Allein voriges Jahr standen unter dem Strich knapp 800 Mio. Euro Verlust. Gestern wurde bekannt gegeben, dass die Fusion der österreichischen Ablegerin Niki mit der Ferienfluggesellschaft TUIfly begraben worden ist. Damit kursierten neue Spekulationen, dass auch die Lufthansa aushelfen könnte, um Air Berlin zu retten.

Ungemach auch wegen der österreichischen FlyNiki möglich

An einer anderen Front droht jetzt offenbar noch weiteres finanzielles Ungemach: Air Berlin verkaufte ihren Anteil am österreichischen Ferienflieger Niki an ihren Großaktionär Etihad, der die Neuaufstellung mit TUIfly managen sollte. Insgesamt 35 Flugzeuge wurden an die neue Niki-Plattform abgegeben.

Derzeit werden noch 14 Maschinen vom Typ Boeing 737 von TUIfly im Rahmen einer Vermietvereinbarung (Wet-Lease) für Air Berlin betrieben. Diese Vereinbarung sollte beendet werden, schreibt die "Welt".

Letztlich sollte die Neuaufstellung dazu führen, dass sich die Air-Berlin-Flotte um 21 Flugzeuge verkleinert. Der Plan ist geplatzt. Air Berlin hat laut Geschäftsbericht von Etihad im Dezember und Jänner insgesamt bereits 300 Mio. Euro als Gegenleistung für die Niki-Anteile erhalten.

Nunmehr muss dieser Betrag, so die Zeitung "Welt", voraussichtlich zurückgezahlt werden, weil der Deal mit TUIfly nicht zustande kommt. Diese potenzielle Millionen-Rückzahlung sei jedoch in der bisherigen Einnahmen- und Ausgabenplanung (Cashflow-Prognose) nicht berücksichtigt, ein großes Risiko für eine weitere Unternehmensfortführung, wie es in dem Bericht heißt. (APA/Reuters/dpa-AFX/red)