Stahlindustrie : Wolfgang Eder muss "notwendige Konsequenzen ziehen"

In einem Interview mit dem Wirtschaftsblatt spricht Voestalpine-Chef Wolfgang Ederer über China als "jugendlich reife Volkswirtschaft" - das Land sei kein Entwicklungsland mehr deshalb müsse man zur Kenntnis nehmen, dass es auch nicht mehr um sieben Prozent jährlich wachsen könne. Was sich außerdem ändere ist, dass das Wachstum in Zukunft weniger Commodity-getrieben sein werde. "Je reifer eine Volkswirtschaft ist, desto geringer sind die Basisbedürfnisse. Sie wird anspruchsvoller, und das ist die große Chance für unsere Produkte und die vieler europäischer Unternehmen", sagt Eder zum Wirtschaftsblatt. Deshalb wolle man auch weiterhin in China investieren - derzeit werden drei Werke hochgefahren, außerdem sei unter anderem auch ein Edelstahlwerk geplant. Darüber hinaus sei man in konkreten Gesprächen etwa mit der chinesischen Bahnverwaltung und Automobilherstellern.

In China sei es möglich, auf Knopfdruck Dinge zu machen, für die Demokratien oft Jahre brauchen würde - weil die Dualität zwischen dem kommunistischen politischen System und dem kapitalistischen Wirtschaftssystem weiter funktioniere, "ohne das jetzt in irgendeiner Weise werten zu wollen", sagt der Voestalpine-Chef.

Strategieprozess in Österreich

Aufgrund der Anpassung des Emissionshandels werde die Voest bis 2019 entscheiden, ob die Hochöfen in Linz und Donawitz erneuert werden. Man nehme die Entscheidung der EU zur Kenntnis, habe aber aufgehört, über die Rahmenbedingungen zu diskutieren. "Wir fahren in den nächsten zwei, drei Jahren einen intensiven Strategieprozess, bei dem wir eruieren, was diese Entwicklungen für uns bedeuten. Faktum ist, dass sich die EU-Kommission bisher über die Vorgaben des Rates hinwegsetzt", sagt Eder. Der Rat habe letztes Jahr ausdrücklich gesagt, dass die EU zwar den Weg als Vorreiter für den Umweltschutz fortsetzen werde, dass gleichzeitig aber Unternehmen vor der Konkurrenz aus jenen Ländern geschützt werden müssten, die keine vergleichbaren Systeme hätten. Der Umweltschutz sei zwar auf Schiene, der Unternehmensschutz im Vergleich aber in gar keiner Weise umgesetzt, kritisiert Eder. "Wir haben im Übrigen in Europa heute nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die eine andere Einstellung gegenüber der Industrie signalisiert als vor 20 Jahren. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen und die notwendigen Konsequenzen ziehen."