Stahlindustrie : Stahl und Kohle: In China sollen 1,8 Millionen Jobs verschwinden

China will im Zuge des Abbaus von Überkapazitäten in der Kohle- und Stahlindustrie 1,8 Millionen Arbeiter in diesen Branchen entlassen. Diese Zahl nannte Beschäftigungsminister Yin Weimin am Montag. Einen Zeitraum nannte er nicht. Die Führung in Peking will in den nächsten drei bis fünf Jahren seine Kapazität in der Kohleförderung um rund 500 Millionen Tonnen verringern.

Minister: "Keine Kredite mehr für Zombie-Firmen"

Die chinesische Regierung treibt derzeit den Abbau von Überkapazitäten voran. "Die örtlichen Verwaltungen müssen damit aufhören, Zombie-Firmen, die seit Jahren Verluste schreiben, Kredite zu geben. Und die Banken müssen damit aufhören, ihnen Darlehen anzubieten", sagte Vizeminister Feng Fei.

In den kommenden drei bis fünf Jahren soll die Stahlproduktion um 100 bis 150 Mio. Tonnen gedrosselt, die Kohleförderung um 500 Mio. Tonnen gekappt werden.

Der geplante Abbau wird gegen Überkapazitäten nicht ausreichen

Allein das Aus für die unprofitablen Stahlwerke könnte etwa einer halben Million Menschen den Job kosten. Allerdings dürften die nun vorliegenden Pläne nicht ausreichen, um die Branche auf Vordermann zu bringen: Schätzungen zufolge liegen allein die Stahl-Überkapazitäten bei 400 Mio. Tonnen jährlich, und der Branchenverband rechnet sogar mit einem Anstieg im laufenden Jahr. Auch die Kohleförderung wurde zuletzt massiv ausgeweitet.

Offenbar will es Chinas Regierung diesmal nicht bei bloßen Ankündigungen belassen. Wie berichtet veröffentlichte Peking vor wenigen Tagen Pläne, wonach ein milliardenschweres Unterstützungsprogramm für die gekündigten Arbeiter aufgelegt wird. Das Paket soll demnach umgerechnet 14 Mrd. Euro schwer sein und eigens ehemaligen Arbeitern der Stahl- und Kohlebranche zugute kommen, so das Industrieministerium Chinas.

Dabei müsse Regierung in Peking den Provinzen dabei helfen, neue Stellen für gekündigte Arbeiter zu schaffen, so Vizeminister Feng Fei. Grundsätzlich sollten allerdings die Marktkräfte zum Tragen kommen.

Peking will Wirtschaft besser aufstellen

Die Regierung will die Wirtschaft umbauen hin zu einem größeren Binnenkonsum und einer geringeren Abhängigkeit vom Export. Sie nimmt dabei nach Jahren des Booms auch ein langsameres Wachstum in Kauf. Die Balance zwischen Reformen und wirtschaftlicher Stabilität müsse aber gewahrt bleiben, erklärte die Zentralbank.

In der Volksrepublik war das Wachstum mit 6,9 Prozent zuletzt so schwach wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Die Exporte stehen im Zuge der weltweiten Konjunkturflaute unter Druck. Der Internationale Währungsfonds fordert angesichts dessen ein gemeinsames Konjunkturprogramm von den G-20-Staaten. (red/Reuters/APA)