Ölpreis : Opec will Fördermenge offenbar nicht senken

Die Ölminister der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) haben in Wien über die weitere Förderpolitik des Kartells beraten. Kurz vor dem Treffen sorgten zwar widersprüchliche Signale für Bewegung am Ölmarkt. Viele Experten halten es jedoch für wahrscheinlich, dass die Organisation aus zwölf Staaten ihr bisheriges Förderziel von 30 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag beibehält.

Die tatsächliche Produktion lag zuletzt allerdings deutlich darüber. Das hat zu einem Rückgang des Ölpreises beigetragen. Freitagfrüh betrug der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Jänner 44,11 US-Dollar (41,3 Euro), ein Fass der amerikanischen Sorte WTI kostete 41,36 Dollar. Damit bewegten sich die Preise weiter in der Nähe ihrer Tiefststände während der Wirtschaftskrise 2008/09, obwohl sie zuletzt wieder leicht zulegten.

Die Opec liefert etwa ein Drittel des weltweiten Erdöls und besitzt rund drei Viertel der Reserven. Dadurch hat die Organisation erheblichen Einfluss auf die internationalen Rohöl- und indirekt auch auf viele Fertigproduktpreise.

Das Kartell wurde 1960 von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Heute hat die Opec zwölf Mitgliedsländer. Indonesien soll zudem als 13. Mitglied wieder aufgenommen werden. Das Land fördert etwa eine Million Barrel täglich und würde damit zu den kleineren Opec-Produzenten gehören. Es war bereits von 1962 bis 2009 in der Opec aktiv. Besonders mächtig in der Opec ist Saudi-Arabien.

Gewinner der niedrigen Ölpreise sind zunächst die Verbraucher wie Autofahrer oder Heizölkunden. Der Preis für einen Liter Diesel liegt nur knapp über einem Euro. Ein wichtiger Faktor dafür ist der geringe Rohöl-Preis. Auch der Preis für Heizöl ist aktuell auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren.

Gewinner sind aber die Industriestaaten ganz allgemein. Sie können Öl so billig wie selten importieren. Das Überangebot des "schwarzen Goldes" kommt der Industrie zugute, sie kann wegen der geringeren Kosten für die wichtige Ressource günstiger produzieren - etwa in der Chemie, wo Öl ein zentraler Grundstoff ist.

Verlierer sind die Produzentenländer

Verlierer sind im Gegenzug die Produzentenländer. Bei Preisen zwischen 40 und 45 US-Dollar ist die Förderung wenig profitabel. Förderländer wie Saudi-Arabien und andere Golfstaaten können das Preistief aber dank hoher Rücklagen besser und länger verkraften. Staaten wie Venezuela, deren Haushalte stark von den Öleinnahmen abhängig sind, haben hingegen große Probleme. Auch für die US-Schieferölindustrie ist der Preisverfall eine Belastung, denn die Förderung eigenen Öls und Gases mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Methode wird hier zusehends unrentabel.

Auch den großen Ölkonzernen macht diese Entwicklung zu schaffen. Branchenriesen wie ExxonMobil, Chevron oder Shell verzeichneten jüngst deutliche Gewinneinbrüche. Weil sie auf dem Weltmarkt nicht wie gewohnt hohe Preise für ihr Erdöl erzielen können, haben sie ihre Investitionen bereits drastisch gekappt.

Ein Problem ist der hohe Ölpreis auch für das Klima: Die günstige Verfügbarkeit von Öl und anderen fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas kann die Entwicklung und den Einsatz alternativer Energien weltweit hemmen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte deshalb jüngst vor mangelnden Innovationen und Investitionen bei erneuerbaren Energieträgern. Die Folge wäre unter anderem ein weiterhin erhöhter CO2-Ausstoß. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris ringen die Staaten aber gerade darum, die Emissionen des Treibhausgases endlich wirksam einzudämmen, damit die Erderwärmung innerhalb des Zwei-Grad-Zieles gehalten werden kann. (dpa/apa)