Menschen : Gerhard Roiss ist der OMV seit den 90ern treu

Der am 2. April 1952 geborene OMV-Chef Roiss, der nun möglicherweise vorzeitig gehen muss, ist seit Anfang der 1990er Jahre im Öl-, Gas- und Chemiekonzern leitend tätig, seit 1. April 2011 als Vorstandschef. Gerüchte um eine mögliche vorzeitige Vertragsauflösung hatten sich zuletzt verdichtet, entscheiden soll kommenden Dienstag der OMV-Aufsichsrat, schrieb "Die Presse" am Donnerstag online.

Gerüchte über eine eventuelle vorzeitige Ablöse von Roiss - sein Vertrag würde noch bis März 2017 laufen - hatten sich zuletzt verdichtet, nachdem im Sommer ÖIAG-Chef OMV-AR-Vorsitzender Rudolf Kemler den E&P-Vorstandsdirektor Jaap Huijskes, der aus privaten Gründen selbst 2016 den Hut nimmt, als möglichen Roiss-Nachfolger ins Spiel gebracht hatte.

Wenn zwei sich streiten

Roiss selbst wiederum soll Mitte August in einem Brief an Kemler die Aufspaltung des Gas&Power-Bereichs in zwei größere Sparten gefordert haben, um den - so die Mutmaßung in Medien - "ungeliebten" Gas-Vorstand Hans-Peter Floren zu "entmachten". Dieser soll jetzt übrigens ebenfalls vor der Zeit gehen müssen, so die "Presse" online; auch sein Vertrag würde noch bis Frühjahr 2017 laufen.

Zweifellos bedarf die OMV-Gasstrategie einer Überarbeitung, zuletzt hatte es hier auch Misserfolge gegeben - von der gescheiterten Lang-Version der geplanten "Nabucco"-Gasleitung über das teils auch verlustträchtige Gastrading (EconGas) bis hin zur einer früher angepeilten Kette von Gaskraftwerken von Bayern bis in die Türkei, die aus verschiedensten Gründen unrealistisch geworden ist. Die neue OMV-Gasstrategie solle in sechs bis zwölf Monaten fertig sein, hatte Roiss zuletzt Ende August erklärt.

Sudium in Stanford

Roiss, der in der WU Wien, in Linz und Stanford (USA) seine Wirtschaftsausbildung absolviert hatte, war 1990 mit der Leitung des OMV Marketing betraut worden und wurde Vorstandsmitglied der PCD Polymere GmbH, 1997 deren Vorstandsvorsitzender.

OMV-Vorstand seit 1997

Seine erste Vorstandsaufgabe in der OMV-Konzernleitung übernahm Roiss 1997 - und zwar für Kunststoffe und Chemie. Im Jahr 2000 erhielt er zusätzlich den wichtigen Geschäftsbereich Exploration und Produktion (E&P) übertragen, "die" Cash-Cow des Ölriesen.

Mit Jänner 2002 avancierte Roiss zum Vize-Generaldirektor und leitete ab sofort den Bereich Refining und Marketing (R&M) samt Petrochemie. Die damals noch opportune Expansionsstrategie im Marketing (Tankstellen) und in der Verarbeitung wurde später angesichts der Raffinerie-Überkapazitäten in Europa zurückgenommen, von im CEE-Raum aufgebauten Zapfsäulen trennte man sich nach und nach wieder. Mit 1. April 2011 wurde Roiss OMV-Generaldirektor. Er ist auch Aufsichtsratschef der Rumänien-Tochter Petrom und bei der türkischen Petrol Ofisi. (APA)

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