Personalia : Das Personalkarussell bei RWE dreht sich

Zetsche wolle sich auf seine Aufgaben beim Stuttgarter Autobauer konzentrieren, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus RWE-Konzernkreisen. Zetsche hat den Aufsichtsratsposten bei RWE seit 2009 inne, es ist sein einziges externes Mandat. Es läuft noch bis zur nächsten RWE-Hauptversammlung im Frühjahr 2016. Ein Daimler-Sprecher wollte die Pläne nicht kommentieren. Auch von RWE oder Schneider selbst gibt es zu Aufsichtsratsangelegenheiten grundsätzlich keine Stellungnahme.

Um den Aufsichtsrat des an der Kärntner Kelag beteiligten deutschen Energiekonzerns gibt es seit Monaten Spekulationen. Auch der 76 Jahre alte RWE-Aufsichtsratschef Manfred Schneider hat schon vor längerem seinen Rücktritt für das Frühjahr 2016 angekündigt. Bei der Suche nach einem Nachfolger hatte Schneider bisher wenig Glück: Mehrere Kandidaten wie Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner und der ehemalige Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel haben dem Vernehmen nach abgesagt.

RWE steckt wegen der Energiewende und der abgestürzten Börsenstrompreise tief in der Krise. Den künftigen Aufsichtsrat erwartet eine harte Restrukturierung. Für den Vorsitz des Kontrollgremiums gilt aktuell der ehemalige SAP-Finanzchef Werner Brandt als Favorit. Die Kommunen als wichtigster RWE-Aktionär wünschen sich dagegen nach Informationen aus Kreisen den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Werner Müller. Müller strebe das Amt aber nicht von sich aus an, heißt es.

Köpferollen bei britischer Tochter

Nach einem Gewinneinbruch - das operative Ergebnis war dort im Halbjahr um 52 Prozent auf 83 Millionen Euro eingebrochen -, tauscht RWE nun auch seine Führungsmannschaft in Großbritannien aus. Der bisherige Chef Paul Massara werde durch Vorstandsmitglied Paul Coffey abgelöst. Auch Finanzchef Jens Madrian müsse gehen. "Wir brauchen an der Spitze von RWE Npower jetzt einen Vorstandsvorsitzenden mit ausgewiesenem Prozessverständnis und einem guten Gespür für das Machbare", sagte RWE-Chef Peter Terium. Die Tochter NPower kämpft mit Abrechnungsproblemen und einem Kundenschwund.

Massara, der 2013 die Führung der britischen Tochter übernommen hatte, bekam die anhaltenden Probleme nicht in den Griff. Das IT-System läuft dort Insidern zufolge seit Jahren nicht rund. Bei Strom- und Gaskunden habe es häufig Doppelbuchungen gegeben. Im Gesamtjahr erwartet RWE bei NPower nun ein Ergebnis deutlich unter dem Vorjahreswert anstatt einer leichten Steigerung. In Großbritannien kämpfen die großen Versorger, darunter neben RWE auch Eon, seit Jahren mit dem harten Wettbewerb und der Wechselbereitschaft der Kunden. Durch die Probleme auf der Insel war RWE-Chef Terium selbst unter Druck geraten.

Großer Kundenschwund

Der neue NPower-Chef Coffey war im April von der Ökostromtochter Innogy nach Großbritannien gewechselt. Der 45-Jährige habe sich in den vergangenen Monaten mit der Lage vor Ort vertraut gemacht, erklärte RWE. Das Finanzressort übernehme der bisherige Finanzchef der polnischen Tochter, Martin Miklas. Bei RWE Polska war der 42-Jährige auch für Abrechnungssysteme und die IT verantwortlich. Nachfolger Coffeys als Chief Operating Officer (COO) wird der bisherige Finanzchef von Innogy, Dirk Simons.

RWE versorgt in Großbritannien mehr als fünf Millionen Kunden mit Strom und Gas. "Großbritannien bleibt für uns ein wichtiger Markt", betonte RWE-Vizechef Rolf Martin Schmitz. "Wir werden alles daran setzen, die operativen und technischen Schwierigkeiten im britischen Vertriebsgeschäft in den Griff zu kriegen." Die Probleme der Tochter sollten bis Ende 2016 behoben werden. Um den Rückgang der Kundenzahlen zu stoppen, bot der Konzern günstigere Tarife an, was die Einnahmen noch weiter drückte. Dennoch verlor RWE in Großbritannien seit Mitte vergangenen Jahres rund 100.000 Haushaltskunden.

RWE treffen die Probleme in Großbritannien in einer der schwersten Krisen der 117-jährigen Unternehmensgeschichte. Der stark kohlelastige Versorger hat die Energiewende verschlafen und kämpft wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise mit Gewinneinbrüchen. Mit dem Schritt wolle Terium das Heft in die Hand nehmen, sagte ein Insider. "Die Probleme in Großbritannien sind der erste echte Kratzer im Image von Peter Terium. Die widrigen Rahmenbedingungen der Branche hat er nicht zu verantworten, internes Missmanagement schon", so der Portfoliomanager von Union Investment, Thomas Deser, gegenüber Reuters. (apa/dpa/Reuters)