Rückkehr : Das Comeback der Nokia-Handys

Nokia wollte sich nach dem Verkauf des Handy-Geschäfts an Microsoft auf die Netzwerksparte und die Übernahme der Netzwerksparte von Alcatel-Lucent konzentrieren. Denn der einstige Handy-Weltmarktführer hatte im Smartphone-Markt vor einigen Jahren den Anschluss an Samsung und Apple mit seinem iPhone verloren. Im April vergangenen Jahres übernahm Microsoft die Handy-Sparte und ließ sich den Deal am Ende knapp 9,5 Milliarden Dollar (8,6 Milliarden Euro) kosten. Doch die Kombination brachte dem Windows-Riesen bisher nicht die erhofften Gewinne an Marktanteilen im Smartphone-Geschäft. Vergangene Woche schrieb Microsoft 7,6 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit dem Geschäft ab, 7.800 weitere Mitarbeiter der Sparte verlieren ihren Job.

Nokia konzentrierte sich nach dem Verkauf auf das Geschäft als Netzwerk-Ausrüster. Der Konzern betonte, dass nach den Vereinbarungen mit Microsoft ein Telefon unter dem Nokia-Markennamen frühestens im vierten Quartal 2016 auf den Markt kommen könnte. Spekulationen über solche Überlegungen für die Rückkehr ins Geschäft mit einem Partner gibt es schon seit Monaten. Nach diesem Modell kam bereits das Tablet Nokia N1 auf den Markt, das bisher nur in wenigen Ländern verfügbar ist. Es läuft mit dem Google-Betriebssystem Android und nicht mit Microsofts Windows. Die Marke hat nach wie vor eine gewisse Strahlkraft unter anderem in Schwellen- und Entwicklungsmärkten, wo günstige Nokia-Handys bis zuletzt gefragt waren.

Microsoft hatte nach der Übernahme den Nokia-Namen von den Smartphones genommen, nutzt aber weiterhin die Smartphone-Untermarke "Lumia". Konzernchef Satya Nadella kündigte an, dass Microsoft sich im Smartphone-Geschäft stärker fokussieren wolle, was eine deutlich engere Modellpalette bedeuten dürfte. Windows-Manager Terry Myerson betonte zugleich, dass es neue Premium-Smartphones mit dem neuen Betriebssystem Windows 10 geben werde. Es kommt ab Ende Juli auf den Markt.

"Weltmarkt ist gesättigt"

Doch nicht jeder glaubt an die Rückkehr: So glaubt etwa der ehemalige Chef der Mobiltelefon-Sparte von Nokia, Anssi Vanjoki, dass Finnlands große Zeit als Handy-Nation vorbei ist. In einem Interview in der Tageszeitung "Aamulehti" vom Wochenende sagte Vanjoki, der Weltmarkt für Handys und Smartphones sei gesättigt. Er glaube daher nicht, dass Finnland in Produktion oder Entwicklung jemals wieder eine nennenswerte Rolle spielen wird.

Der Spitzenmanager, der heute Vorstandsversitzender des Wintersportunternehmens Amer ist, war zwei Jahrzehnte lang bei Nokia beschäftigt. Er zählte zu den engsten Vertrauten von Nokia-Cheflegende Jorma Ollila. Vanjoki war ein entschiedener Kritiker der Zusammenarbeit Nokias mit Microsoft und der späteren Übernahme des Nokia-Kerngeschäfts durch den US-Konzern vor zwei Jahren. Nokia und Finnlands gesamte Elektronikindustrie sollten sich, anstatt von einer Rückkehr des Handy-Booms zu träumen, seiner Meinung nach auf die Entwicklung von Sprechelektronik und dazugehöriger Software und Plattformen konzentrieren. Die durch die Kündigungswelle bei Microsoft in Finnland freigesetzten 2.300 IT-Angestellten könnten in diesem Bereich ein erfolgversprechendes Betätigungsfeld finden, so der 48-jährige Manager. So könnte Finnland auch neue Investoren im IT-Bereich finden. (apa/dpa)