Chinas Automarkt : China bringt deutsche Autobauer aus dem Takt

"All jene, die in China besonders stark sind, werden im Jahr 2016 Einbußen in den Gewinnen hinnehmen müssen", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Und mit dieser Einschätzung ist er nicht allein, auch eine Untersuchung der Unternehmensberatung EY bescheinigt einen Absatzrückgang für deutsche Autobauer in China. Während die Automärkte in Russland und Brasilien schon länger in der Krise sind, schrumpfte der Absatz der deutschen Hersteller in China im zweiten Quartal um sechs Prozent, so die Studie von EY.

So sei auch zu befürchten, dass ein Minus in China den weltweiten Absatz drücken wird. Angesichts der Entwicklungen sei nicht auszuschließen, dass der Automarkt in China bereits in diesem Jahr schrumpfen werde, so Duddenhöfer: "In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden in China 10,66 Millionen Pkw verkauft. Das ist noch ein Plus von 5,3 Prozent." Sollte das Minus in den kommenden Monaten überschaubar bleiben, könne in diesem Jahr noch ein minimales Plus stehen. "Die Autobauer müssen sich auf ein schwieriges Jahr 2016 einstellen." Neben der Konjunkturabkühlung in dem seit Jahren boomenden Land sei der Einbruch an den Börsen für die Entwicklung verantwortlich.

Mit solchen Zahlen entwickle sich der wichtige Wachstumsmarkt immer mehr zum Sorgenkind, heißt es in der EY-Studie. "Jahrelang konnten die deutschen Autokonzerne der weltweiten Konkurrenz die Rücklichter zeigen - nun wird die Luft auch für sie dünner", sagte EY-Partner Peter Fuß. "Die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt könnte sich nun als Achillesferse erweisen." China ist im Gegensatz zu Russland und Brasilien, die vor allem Zukunftsmärkte mit einem bisher auch in guten Zeiten überschaubaren Absatz waren, ein zentraler Baustein für die Konzerne.

Allerdings war den Konzernlenkern immer klar, dass sich die enormen Wachstumsraten nicht halten lassen würden, China werde immer mehr zu einem normalen Automarkt, hatte der damalige BMW-Chef Norbert Reithofer bereits zu Jahresbeginn erklärt. "Mit einer Normalisierung der Lage in China hatte die Branche gerechnet - der aktuelle Einbruch kam in dieser Heftigkeit aber überraschend", sagte Fuß.

"In den letzten zwei Monaten hat die chinesische Mittelklasse-Familie mehr als eine Million Yuan - mit derzeitigen Kurs umgerechnet mehr als 135.000 Euro - durch Kursverluste eingebüßt", ergänzt Dudenhöffer. "Selbst bei höchsten Rabatten stehen damit Autos wie Blei." Und mit einer schnelle Börsenerholung sei nicht zu rechnen. China ist für die Autoindustrie ein enorm wichtiger Markt. "Jeder vierte Pkw weltweit findet in China seinen Käufer."

In konkreten Zahlen hat Volkswagen im zweiten Quartal 36 Prozent seiner Autos in China verkauft, bei BMW lag der Anteil bei 20 Prozent, bei Daimler bei 16 Prozent. Bisher macht sich das in den Finanzen der Konzerne nur auf dem zweiten Blick bemerkbar: Der Umsatz von VW, BMW und Daimler stieg gemeinsam um überdurchschnittliche 15 Prozent. Das liege aber vor allem am schwachen Euro, der Einnahmen außerhalb der Eurozone beim umrechnen aufwertet und damit die Erlöse steigen lässt, so EY.