Übernahme gescheitert : Bombardier lehnt chinesisches Angebot für Zugsparte ab

Die staatliche Beijing Infrastructure Investment (BII), die 18 U-Bahn-Linien in der Hauptstadt der Volksrepublik betreibt, hatte Bombardier Mitte vorigen Monats eine Übernahme von 60 bis 100 Prozent der Anteile an der Zug-Sparte angeboten. Bombardier machte den Chinesen allerdings klar, dass ein Komplett-Verkauf nicht zur Debatte stehe. "Wir loten im Augenblick keine Transaktion aus, in der es um einen Mehrheitsanteil geht", schrieb der für Übernahmen zuständige Manager Louis Veronneau an BII-Chef Tian Zhenqing zurück.

Damit rückt der noch für dieses Jahr geplante Börsengang von Bombardier Transport in Deutschland ein Stück näher. Das bleibe "Plan A", sagte eine mit den Überlegungen der Kanadier vertraute Person zu Reuters. Bombardier will 20 bis 30 Prozent der Anteile an die Börse bringen. Die ehemalige Adtranz dürfte dabei mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet werden - ohne Schulden.

Komplettverkauf könnte für Ärger sorgen

Bombardier will mit dem Börsengang der Zug-Sparte Geld in die Kasse bekommen. Sie gilt als der werthaltigste Teil des Konzerns, dessen Flugzeug-Geschäft mit Verzögerungen und zu hohen Kosten bei der Entwicklung einer neuen Flugzeugreihe kämpft. Die Aktien des hoch verschuldeten Unternehmens sind in diesem Jahr um 70 Prozent eingebrochen; an der Börse in Toronto ist Bombardier gerade noch zwei Milliarden Dollar wert - weit weniger als die Zug-Sparte allein veranschlagt wird.

Deren Komplettverkauf - zumal nach China - könnte in Kanada für politischen Ärger sorgen. Im Oktober wird dort gewählt, und die Regulierungsbehörden müssten einem Verkauf zustimmen. Das schreckt Bombardier ab: "Immer wenn man mit einem chinesischen Investor ins Geschäft kommt, zieht das jede Menge Genehmigungen auf beiden Seiten des Pazifiks nach sich", sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Der Veräußerung eines Minderheits-Anteils wäre leichter zu bewerkstelligen und politisch besser zu verkaufen.

BII-Chef Tian hatte sehr für die Übernahme geworben. Auch die chinesischen Behörden unterstützten seinen Plan, schrieb er. BII wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Auch eine Bombardier-Sprecherin blieb unkonkret: "Wir loten unter anderem eine Beteiligung an der Konsolidierung der Branche aus, wollen uns aber nicht an Spekulationen darüber beteiligen." Nicht nur von BII hat Bombardier aus China Avancen mit Blick auf die Zugsparte erhalten. Schon im April hatte sich der Staatskonzern CRRC gemeldet, wie Reuters damals erfahren hatte. Auch Finanzinvestoren haben Interesse gezeigt. Verhandlungen mit Siemens hatte Bombardier dementiert. (apa/Reuters)